Glaube und Religion: Kirchenaustritt – muss das sein ?
Die Palette an religiösen Vorstellungen ist breit, gemeinsam haben sie aber vor allem eines – zu jeder größeren Religion gibt es auch einen Dachverband, mit einem Oberhaupt und einer Marschrichtung. Wenn man nun den Zusammenhang zwischen Glauben und Kirche einmal genauer betrachtet, so erkennt man schnell zwei wichtige Grundpfeiler.
Der Mensch ist ein Herdentier. Was auch immer man mag, meint, glaubt oder tut – in der Gemeinschaft macht es einfach mehr Spaß. Vielfach ist es unumgänglich, sich zusammen zu tun. Ein Schützenverein kann einen Schießstand unterhalten, was dem einzelnen Schützen kaum möglich sein dürfte. Manchmal ist es aber auch einfach nur der Spaß an der Freud, etwas in der Gesellschaft Gleichgesinnter zu erleben. Nur aus diesem Grund gibt es z.B. Justin-Bieber-Fanclubs.
Es geht also nicht nur um die Gemeinschaft, es geht auch ganz wesentlich um Einfluss und Macht. Auch wenn praktisch jeder gerne eine saubere, tierfreundliche Umwelt hätte – ohne Organisationen wie Greenpeace oder Parteien wie die Grünen wären viele ökologische Ziele nie erreichbar gewesen. Mit den Kirchen verhält es sich nicht grundlegend anders. Den Glauben an ein höheres Wesen kann man ganz für sich alleine haben, aber es ist immer schön zu wissen, daß es auch Gleichgesinnte gibt. Und wenn man diesen Glauben auch leben will, so macht es Sinn, sich zusammen zu schließen. Ein Gemeindehaus, eine Kirche, ein Prediger – all das lässt sich nur in der Gemeinschaft realisieren. Kleine, unabhängige Gemeinden gibt es zuhauf.
Doch wo liegt nun die Notwendigkeit, sich in größerem Rahmen zu organisieren? Hier kommen die Faktoren Einfluss und Macht
erst richtig zum tragen. Wie auch bei den ökologischen Zielen der Umweltschützer kann man religiöse Vorstellungen nur dann
einer breiten Masse auferlegen, wenn man eine große Organisation im Rücken hat. Und ähnlich wie bei politischen Parteien wird
es auch hier immer Reibungspunkte geben. Man mag einer Partei beitreten, weil man mit ihrer groben Marschrichtung konform geht, aber im Detail findet man auch immer Punkte, denen man widerspricht.
Was das für die Kirchen bedeutet, liegt auf der Hand. Solange die Marschrichtung stimmt, hat man seine Schäfchen sicher, und kann beginnen, seine Ziele abzustecken. Die Deutungshoheit über religiöse Texte wird zentralisiert. Das, was einige wenige Auserwählte aus den Schriften herauslesen und hineininterpretieren, wird für alle verbindlich gemacht – um es dann auch denen aufzubürden, die es für sich selbst ganz anders deuten.
unterstützt.Wer gleichzeitig gläubig und selbst-denkend ist, wer seinen Glauben leben möchte, ohne ihn Anderen aufdrängen zu wollen, der braucht keine Weltkirche. Und genau diese Menschen sollten dann auch den Mut und die Konsequenz haben, den Kirchen – nicht dem Glauben – den Rücken zu kehren.
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