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Selbstbestimmung: Das Leben des selbstdenkenden Menschen


Humanismus Critical Thinking. kritisches Denken

Veröffentlicht am November 28th, 2012 | von Humanist News

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Ein Gastarikel von Selma Dokumaci

Religionen, Familienclans, Sekten, ja nun alles was zu einer Gemeinschaft verhelfen soll, sind gebunden an Regeln, Gesetzen, bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Situationen. Die individuelle Entfaltung eines Einzelnen ist in diesen Kreisen nicht erwünscht. Passiert das, gehört man nicht mehr zu der Gemeinschaft, dessen Teil man einst war.

Ich weiß, dass diese Ansicht vielen nicht passen wird, aber was ihnen auch nicht passt ist, dass sie gegen ihre eigenen Regeln leben, wenn auch nur unbewusst. So verstoßen doch so viele Menschen so vielen religiösen Regeln, wissend oder unwissend, sei dahin gestellt, sie reformieren auf eigene Art und Weise ihre Religionen und versuchen es sich dann selber zu erklären, um ihr schlechtes Gewissen zu bereinigen. Damit sie noch sagen können, dass sie saubere Geschöpfe sind. Menschen fangen an Rechtfertigungen für ihr Verhalten zu schaffen, so frage ich mich, warum muss ich mich rechtfertigen, für das was ich bin? Warum müssen sich Menschen in ihrem sein eingrenzen? Warum kommen sie nicht einfach heraus und sagen einfach, das bin ich, so möchte ich akzeptiert werden.

Tja da sehe ich ein Deutschland, ein Deutschland voller unterschiedlich kultivierter Menschen. So ist das Thema Integration immer ein sehr Heikles, wenn man darüber redet. Unterhält man sich über die Religionen, werden zig Tausende von Rechtfertigungen geschaffen, warum die anderen Falsch sind, warum die Hamas keine islamisch organisierte Gruppe sei, dass der ganze Terrorismus Kram ja überhaupt nichts mit dem Islam und den religiösen Gesetzen zu tun habe. Frauen die unterdrückt werden sind ein Teil der Fehlinterpretation der Religionen, an sich schreibt die Religion doch keine Gewalt vor, aber sie verbietet es auch nicht… ja ne, is klar…

Man regt sich über Karikaturen auf und erwartet von uns das so hinzunehmen. Komisch, nicht?  Wir müssen Aggressionen dulden, wenn wir hier eine Karikatur zeichnen würden, dann würde die Deutsche Botschaft in Ägypten, Tunesien, und all den islamischen Staaten gestürmt werden. Wenn aber, hier Israel-Gegner, überall und immer ihren Hass auf das Land in Form von diversen Medien kundtun, stürmt weder in Deutschland noch in den anderen Europäischen und westlichen Ländern auch nur einer die iranische, irakische, türkische oder sonst eine Botschaft.
Heißt das jetzt, dass diese Menschen mehr Rechte haben, damit wir darauf aufpassen müssen, was wir sagen, schreiben, malen? Ist Kunst nicht grenzenlos? Vor allem aber die Meinung nicht grenzenlos, darf ich als Mensch nicht in Wort und Bild zeigen, dass ich eine Religion, welche auch immer nicht mag?

So soll doch jeder sagen dürfen, dass er das Christentum, das Judentum und den Islam nicht mag oder hasst, warum müssen wir immer darauf achten, wer vor uns steht um Verletzungen zu vermeiden? Damit wir politisch korrekt bleiben?

Heute sind Religionen einfach nur Instrumente an denen man sich festhalten möchte, Instrumente Menschen im Rahmen zu halten, ihr Verhalten bestrafen zu können, wenn sie sich nicht an bestimmte Regeln halten, ob es mit den wahren Überlieferungen zu tun hat oder nicht, interessiert doch fast keinen mehr.

So geht der selbstdenkende Mensch durch diese Gemeinschaften, denn jeder Mensch wurde in einer geboren und schaut sich seine Gesellschaft so an. Denkt sich: „Das will ich aber nicht.“ Duldet, duldet alles was er sieht, versucht die Augen zu zumachen vor dem, was er sieht, aber nicht richtig findet, versucht seine Realität zu verdrängen, indem er in Gedanken in einer ganz anderen Welt lebt. Sieht, dass in solchen Kreisen es nicht erwünscht ist, ehrlich zu sein… Nein, um dazu zugehören ohne Stress zu haben, denn man mag ja die Menschen auch, lügt man, obwohl man doch eigentlich mal gesagt bekommen hatte, dass das Lügen eines der schwerwiegendsten Fehler seien – und es fruchtet. So lächelt der Mensch jeden Tag aufs Neue in die Gesichter seiner Gemeinschaft, versucht so schnell wie möglich da rauszukommen, denn dieses Doppelleben ist schlimmer als alles Andere.

Irgendwann wird er nicht mehr können, irgendwann ist er am Ende und irgendwann kann er das nicht mehr. Es kommt dem Menschen vor wie ein Theaterspiel, so sind ihm seine liebsten, seine fremdesten Gesprächspartner und er entfernt sich Stück für Stück von ihnen. Es mag sein, dass es ihm das Herz zerreißt, aber für beide Seiten ist es doch so, das Beste. So sitzt er da still, schaut sich um, schaut sich seine Menschen an, seine Gemeinschaft, seine Liebsten und merkt immer wieder, dass er nicht dazu gehört. Es ist ja nicht so, dass er es nie versucht hätte, nein, er hat immer mal versucht seine Zähne zusammen zu beißen sich Regeln und Gesetzen hinzugeben, aber wenn es doch nicht kommt, wenn er es doch nicht ist, wenn er es doch nicht fühlt… wie soll das denn noch funktionieren? Wenn er doch sieht, wie andere Mitglieder seiner Gemeinschaft an diesen Regeln innerlich kaputt gehen, wie soll er das machen…doch nur der einzelnen Personen wegen bleibt er, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt.

Und dann outet er sich, er verkündet, dass er diese Denkweise, diese Regeln, diesen Glauben, diese Gesetze nicht mehr befolgen möchte, er verkündet, dass er nicht länger lügen kann nur um bei seinen Liebsten zu bleiben. Es macht den Menschen kaputt nicht einen hinter sich zu haben, ignoriert zu werden, für die eigene Gemeinschaft nicht mehr Existent zu sein, es sei denn er besinnt sich wieder…

Besinnen??? Worauf denn, dass die Liebe einer Gemeinschaft an Regeln, Glaube, Religionen gebunden sind, dass es keine Liebe ohne diese Säulen geben kann. Ja, aber dann will er lieber nicht geliebt werden, denn der selbstdenkende Mensch, der sich seiner Person gegenüber treu bleiben möchte, fängt diese Lüge nicht noch einmal an.

So bemängelt man die Toleranz der deutschen Gesellschaft oder jeglicher westlichen Gesellschaften, die das Wohl des Menschen vor die Religionsfreiheit stellt. Mögen diese Menschen auch jene bemängeln, die einen Menschen aufgrund des „anders seins“ nicht tolerieren…

So mag es sein, dass einzelne Gesellschaftsmitglieder sich mit dem anderslebenden in Verbindung setzen möchten, doch der Druck der Regel und der Gesetze vor allem aber auch der restlichen Gemeinschaft ist immens groß, so dass der Mensch auch auf die verzichtet, die jemanden mental durch das Leben begleiten würden.

Ich glaube, in dieser Situation hat sich schon mal jeder befunden, der seine Augen wirklich öffnete.

 

Tags: , religionszugehörigkeit, Selbstbestimmung, Selbstkritik, Selma Dokumaci, Tradition


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