Blasphemieprozess: Wiener Symphoniker zeigen sich solidarisch mit Starpianist Fazil Say
Veröffentlicht am Dezember 19th, 2012 | von Humanist News
0Wien. (HN) Die Wiener Symphoniker protestieren in einer heutigen Presseaussendung gegen das Gerichtsverfahren in der Türkei gegen den türkischen Starpianisten Fazil Say. Fazil Say wird vorgeworfen den Islam verunglimpft zu haben (wir berichteten).
Sein “Verbrechen” war folgende Zeilen getwittert zu haben: “Der Muezzin hat das Abendgebet in 22 Sekunden ausgerufen [...] Was hast es du so eilig? Eine Geliebte? Ein Raki auf dem Tisch?”. Es handelt sich um den Auszug eines Gedichts von Omar Khayyam, das bereits 800 Jahre alt ist. Ihm drohen dafür mindestens 18 Monate Haft.
“Natürlich ist die freie Religionsausübung und der Respekt vor den religiösen Gefühlen Anderer ein sehr hohes Gut. Dennoch dürfen in einem demokratischen und säkularen Rechtsstaat bloße Meinungsäußerungen nicht zum Vorwurf eines schweren Verbrechens und zu Freiheitsstrafen führen”, betont der Orchester Geschäftsführer Johannes Neubert und verurteilt das Gerichtsverfahren.
“Gerade Fazil Say war und ist als international renommierter Interpret sowohl westlicher wie auch türkischer Musik ein wichtiger Brückenbauer zwischen den Kulturen. Seine Verurteilung stünde im völligen Widerspruch zu den Grundprinzipien in einem gemeinsamen Haus Europa. In diesem Sinne hoffen wir sehr, dass Fazil Say im laufenden Gerichtsverfahren freigesprochen wird”, führt Johannes Neubert fort.
Am 21. Dezember 2012 wird Fazil Say im Musikverein Wien und am 22. Dezember 2012 in der Münchner Philharmonie am Gasteig mit den Wiener Symphoniker unter der Leitung von Simone Young das Klavierkonzert A-Dur KV 488 von Mozart aufführen.