Lieber Birol Kilic: geht’s noch?


Cahit Kaya Ist Birol Kilic eine 1:1 Kopie von Adrian Monk? Es bleint interessant, ob Monk Kilic anklagen könnte, da Kilics unlogisches Verhalten in dieser Sache Monks Ruf als logisch denkenden Menschen schädigen könnte

Veröffentlicht am Januar 24th, 2013 | von Cahit Kaya

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Es braucht eine große Portion Phantasie, oder ein Mindestmaß an böswilligen Intentionen (Vorurteile?), um aus einem Star Wars-Legobausatz, eine Volksverhetzung gegen Muslime zu konstruieren, da der Bausatz „1:1 die Hagia Sofia imitieren würde”. Die Star Wars Figuren sollen angeblich Muslime als gewaltbereit darstellen und dadurch „pädagogischen Sprengstoff“ für Kinder liefern. Aber wie kommt es, dass man das dauerbeleidigte und von Verfolgungswahn geplagte Opfer spielen kann, ohne auch nur ansatzweise Objektivität zu wahren und ein wenig Selbstkritik walten zu lassen, besonders was die eigene Vergangenheit und Gegenwart betrifft?

Birol Kilic erkennt hier Volksverhetzung gegen Muslime und Islam

Birol Kilic erkennt hier Volksverhetzung gegen Muslime und Islam

Woran liegt es, dass man in einen Star Wars-Legobausatz so viel böses hineininterpretieren kann, während man gleichzeitig die nicht immer schmeichelhaften Ereignisse innerhalb der türkischen Gemeinschaft in Österreich und der Türkei, die offensichtlicher nicht sein könnten, so herunterspielt oder nicht wahrnehmen will, schon gar nicht öffentliche Kritik daran duldet? Lieber Birol, sei es Islamismus, sei es ultranationalistisches und rassistisches Gedankengut, sei es Demokratiefeindlichkeit, sei es Frauen-, Schwulen-, gegen-was-auch-immer-Feindlichkeit. Wann gab es von deiner Seite zuletzt eine Anzeige wegen Volksverhetzung in diesem Bereich oder eine Kritik im selben Ausmaß, wie im Fall der Lego-Geschichte?

Ergebnis einer groß angelegten anti-westlichen Propaganda?

Ist dein einseitiges Verhalten vielleicht das Ergebnis jahrzehntelanger staatlicher Propaganda, welcher du ausgesetzt warst? Ganz sicher sogar! Du, Birol solltest es doch am besten wissen, bist du doch der türkischen Sprache und Kultur mächtig und an sich ja auch mal kritischer, was dir hoch anzurechnen ist. Es gibt viele Beispiele dafür, ich möchte mich daher nur den bekanntesten widmen: der türkische Propagandafilm ist eines davon. Es sind Filme, die immer nach demselben Prinzip aufgebaut sind: der böse (christliche) Westen auf der einen Seite, dann der tapfere muslimische Held (der natürlich Türke ist), der im Alleingang die byzantinischen Herrscher mit ihren Armeen vernichtet. Einer der bekanntesten Akteure des türkischen Propagandafilms ab der 60er-Jahre ist zweifelsfrei Cüneyt Arkin. Jedem Menschen, der mit der türkischen Sprache und türkischen Medien aufgewachsen ist, ein Begriff. Dementsprechend auch die Wirkung samt ihrer Botschaft auf die Menschen. Diese Filme bedienen sich stets dem Stereotyp, der Westen sei der Besatzer und Aggressor und die Muslime die Opfer. Kurz: der Westen ist böse, Muslime nicht, da ihr Kampf immer ein guter Kampf gegen das Böse sein soll und wenn Muslime andere Ländern erobern, dann ist es Selbstverteidigung. Anbei ein kurzer Ausschnitt aus dem Film: “Malkoçoğlu Avrupa’yı Titreten Türk” aus 1966 (der Titel auf deutsch: “Der Türke, der Europa das Zittern lehrte”).

Als die Hagia Sophia noch eine christliche Kirche war

Besonders die “Malkoçoğlu”-Filme handeln von einem osmanischen Adelsgeschlecht, dasKonstantinopel von den christlichen Byzantinern erobert hatte. Konstantinopel war der frühere Name Istanbuls. Lego soll die Hagia Sophia im heutigen Istanbul 1:1 nachgeahmt haben, um sie mit negativen Elementen wie Waffen und Terroristenführern zu besetzen, so argumentiert Birol Kilic, um Muslime zu verhetzen. Die Hagia Sophia ist heute ein Museum, vor der Eroberung durch die Osmanen handelte es sich um eine byzantinische Kirche. Der erste Osmane und Namensgeber war übrigens Osman I., der von seinen Beratern zum Führer des heiligen Krieges (gegen die Christen) auserkoren wurde. In dieser Funktion als “Gazi” hat er sowohl Raub- und Eroberungszüge gegen die Christen, als auch gegen benachbarte Muslime geführt. Die Kriege gegen andere Muslime werden in den Filmen jedoch nie thematisiert, als hätte es dies nie gegeben. Und die Kriege gegen Byzanz erscheinen auch als reiner Notwehrakt, als hätte das osmanische Reich nie wirtschaftliche Interessen verfolgt, die es lange Zeit mit militärischen Mitteln durchzusetzen vermochte.

Anti-westliche Stereotype

Dieser christliche Feind wird in den Filmen so oft mit negativen Charaktereigenschaften genannt, dass diese wohl die Denkweisen vieler Türken prägen, und so anti-westliche Stereotype erhalten und neue aufgebaut werden. Diese anti-westlichen Vorurteile entladen sich noch heute bei jedem kleinen Vorwand, der die Ablehnung westlicher Lebensstile mit dem Vorwand davon unterdrückt zu werden angreift und sich als Opfer einen aggressiven Stil aneignet, selbst wenn man sich wie im Lego-Streit zum Gespött macht. Dass es Rassismus gibt ist nicht zu leugnen, aber mit solchen absurden Rundumschlägen wird man eher den Rassisten bestärken. Besonders aber auch türkische und muslimische Rassisten, welchen man laufend zu verstehen gibt:“ ja, eure Ablehnung des Westens ist richtig, denn sie wollen uns nur Schlechtes!“

Stereotyp Junior

Selbst traditionelle Rituale wie die Zwangsbeschneidung von kleinen Jungs leben diese Stereotype vor und tragen einen türkischen Chauvinismus in die Köpfe der kleinen Kinder. Die Beschneidungs-Feierlichkeiten zelebrieren übertriebene Männlichkeitsrituale an kleinen Jungs, innerhalb pompöser Zeremonien. Die Knaben werden in Uniformen gesteckt, mit Schwertern bestückt und auf einen Thron gesetzt. Wer es sich leisten kann, nimmt gar ein Pferd, auf dem der kleine Pascha angeritten kommen kann. Alles in allem handelt es sich hierbei um eine Verherrlichung mittelalterlich-osmanischen Militarismus, der einen aggressiven islamischen Imperialismus verkörpert, der einst mit seinen Heeren bis nach Wien reichte und in der Türkenbelagerung Wiens mündete. Aber lass mich raten, lieber Birol: all das hat nichts mit anti-westlichen Stereotypen zu tun und schon gar nicht enthält dieses und vieles andere “pädagogischen Sprengstoff“ für türkische Kinder.

 

Ist Birol Kilic eine 1:1 Kopie von Adrian Monk? Es bleint interessant, ob Monk Kilic anklagen könnte, da Kilics unlogisches Verhalten in dieser Sache Monks Ruf als logisch denkenden Menschen schädigen könnte

Ist Birol Kilic eine 1:1 Kopie von Adrian Monk? Optisch eindeutig! Es bleibt aber interessant, ob Monk Kilic anklagen könnte, da Kilics unlogisches Verhalten in dieser Sache Monks Ruf als logisch denkenden Menschen schädigen könnte und eine Verwechslungsgefahr besteht

 

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Über den Autor

Cahit Kaya

Früher war ich Moslem, heute bin ich Humanist. Meine Schwerpunkte: Islam, Menschenrechte und Migration. Ich engagiere mich auch für die Initiative Ex-Muslime www.exmuslime.at



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