Antisemitismus: Türkische Schulbücher denunzieren Einstein und Darwin
Veröffentlicht am November 4th, 2012 | von Humanist News
29Pünktlich zum Schulbeginn in der Türkei gingen frisch gedruckte und im Vorwort als “vorzüglich” bezeichnete Bücher an 1000 Schüler. Das brisante an den Büchern ist, dass sie regelrechte Hetze gegen die großen Errungenschaften der Wissenschaft betreiben, so besonders die Wissenschaftler dahinter der Lächerlichkeit preiszugeben versuchen. In der Regel mit eindeutig antisemitischen Motiven oder Anspielungen darauf.
Diffamierungen
So wird Darwin als “großnasiger Jude” bezeichnet, der sich dafür schämte Jude zu sein und ein Leben in Lüge lebte. Er soll an seiner zu großen Stirn und seinen schlechten Zähnen gelitten haben. In dieser Zeit soll er sich die Evolutionstheorie ausgedacht (erfunden) haben. Darwin war übrigens kein Jude.
Im Buch wird nicht mit dem Hinweis gespart, dass die Gestapo die Juden in die Konzentrationslager brachte, um sie zu verbrennen und daraus Seife zu produzieren, um dann über Albert Einstein zu sagen, er hätte gerne Seife gegessen.
Sigmund Freud sei der Vater der Psychopathen. Hauptsächlich Zionisten und Marxisten würden zu seinen Bewunderern zählen. Freuds Theorie hingegen sei so lächerlich, da sie den Menschen nicht als ein von Gott geschaffenes und gelenktes Wesen, sondern ein von Trieben und Gedanken beeinflusstes Wesen beschreibt.
Kritik am Buch und Androhung strafrechtlicher Konsequenzen
“Was bezwecken diese Leute, in dem sie das Schulwesen missbrauchen um ihre hasserfüllte Denkweise in die Köpfe der noch 10–13 jährgen Kinder zu bringen? Wollen sie eine Generation religiöser Fanatiker heranzüchten? Judenfeindlichkeit, Rassismus gegen Armenier, Feindschaft zu den Christen, nicht religiöse Menschen beschimpfen, Linke Denkweisen zu diffamieren, das scheint ihr Motiv zu sein”, so Mehmet Aydoğan vom Bildungsministerium, der nun rechtliche Schritte plant. Der Direktor für Bildung Faik Kaplan, der das Buch für den Unterricht genehmigt hatte, reagiert auf die scharfe Kritik mit dem Hinweis, man hätte nicht die Möglichkeit jedes Buch inhaltlich zu prüfen.
Im Buch werden sämtliche weitere Personen, die laizistisch oder der islamischen Lehre widersprechend sind, denunziert und verspottet.
Die türkische Tageszeitung “Radikal” hat die Passagen ausführlich abgedruckt (auf türkisch).
Ein Bericht der “Financial Times” dazu (auf englisch).
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