Türkische Regierung: Homosexuelle oder Christen sollen in Europa keine türkischen Kinder adoptieren dürfen
Veröffentlicht am März 21st, 2013 | von Humanist News
0Wien. (HN) Vor neun Jahren wurde in Holland der damals sechsmonatige Yunus niederländischen Pflegeeltern übergeben. Der Grund, warum das Kind seinen leiblichen türkischen Eltern weggenommen wurde war, dass diese das Kind mit einem gebrochenen Arm und schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus brachten. Die Ärzte verständigten das Jugendamt und gingen von Misshandlung aus. Die leiblichen Eltern dementieren das Kind misshandelt zu haben. Es sei zu Boden gefallen. Das Kind wurde ihnen daraufhin weggenommen, da weder die behandelnden Ärzte noch das Jugendamt diese Geschichte glaubwürdig fand.
Pflegeeltern sind ein lesbisches christliches Paar
Die leiblichen Eltern kämpfen seitdem um ihr Kind. Mittlerweile hat sich auch die türkische Regierung eingeschaltet. Recep Tayyip Erdogans stellvertretender Ministerpräsident und Parteikollege der islamistischen AKP Bekir Bozdag, will sich nun persönlich darum kümmern. Er hat die Menschenrechtskommission des türkischen Parlament damit beauftragt, einen Bericht anzufertigen, der beginnend am 17. April 2013 in Deutschland, sich dann auf andere Länder ausbreitend, sämtliche Fälle von Adoption türkischer Kinder durch Nicht-Türken und Homosexuelle beinhalten soll.
Türkische Kinder sollen nicht von fremden Kulturen oder Homosexuellen aufgezogen werden
Der Sprecher der parlamentarischen Menschenrechtskommission Ayhan Sefer Üstün erklärt in der türkischen Tageszeitung Hürriyet, mit Blick auf den Fall in Holland: “Das Erziehungsrecht durch die Eltern ist heilig. Es kann den Eltern nicht ohne weiteres abgesprochen werden. Wir lehnen deren Kultur nicht ab, aber das Kind wurde einem lesbischen Paar einer fremden Kultur überlassen. Selbst wenn das Kind aufgrund des Kindeswohls an eine andere Familie übergeben wird, so muss es sich hier um eine Kultur handeln, die unserer am nächsten ist”.
Leibliche Mutter will islamische Werte für ihr Kind
Ähnlich argumentiert Yunus’ leibliche Mutter. In einem Interview für einen türkischen TV-Sender fordert sie, dass Yunus gemäß islamischer Normen und Werten aufwachsen müsse, da es ein türkisches Kind sei. Sie fürchtet sich auch davor, dass die sexuelle Orientierung der lesbischen Pflegemütter das Kind in seiner sexuellen Orientierung beeinflussen könnte.
Leibliche Mutter mit Klage gescheitert
Der letzte Versuch der leiblichen Mutter das Kind zurück zu bekommen wurde von einem niederländischen Gericht abgewiesen. Das Kind sei durch seine Pflegemütter mit der holländischen Sprache aufgewachsen, aber die Mutter selbst beherrsche diese nicht.
Islamistische Regierungspartei AKP gegen Rechte für Homosexuelle
Im Jahr 2009 legte die AKP ein Veto gegen einen Vorstoß ein, der die Rechte Homosexueller per Verfassung schützen sollte. Der Antrag wurde von der kemalistischen CHP und der kurdischen BDP-Partei eingereicht. Darin heißt es: “Es ist die Pflicht unseres Staates, alle Praktiken und gesetzlichen Vorschriften zu beseitigen, die auf gesellschaftlichen und kulturellen Vorurteilen beruhen und auf der Vorherrschaft eines Geschlechts begründet sind“. AKP-Abgeordnete Mustafa Şentop machte aber klar, Homosexuelle in der Verfassung nicht speziell berücksichtigen zu wollen.
Schwule als pervers zu bezeichnen nicht erlaubt
Die türkische Zeitung “Vakit”, die als islamistisches Sprachrohr gilt, bezeichnete im Jahr 2012 Homosexuelle als Perverse. Das türkische Berufungsgericht urteilte, Homosexuelle als Perverse zu bezeichnen falle nicht mehr unter die Pressefreiheit und sei daher nicht zulässig.