Türkei: Starpianist Fazil Say wegen “Blasphemie” zu 10 Monaten auf Bewährung verurteilt
Wien. (HN) Gestern wurde der türkische Starpianist und Komponist Fazil Say aufgrund “Blasphemie” zu 10 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ein Istanbuler Gericht begründete das Urteil damit, dass Fazil Say “die religiösen Gefühle einer Bevölkerungsgruppe herabgewürdigt hatte, denen ihre Religion sehr wichtig ist”.
Fazil Say hatte im Vorjahr einige kurze Nachrichten per Twitter versandt und löste Stürme der Entrüstung aus. Viele Gläubige sahen in seinen Nachrichten eine Beschimpfung der Muslime und des Islams. Über Twitter verschickte Say Auszüge aus einem Gedicht Omar Khayyams (wir berichteten darüber). Das Gedicht selbst ist über 800 Jahre alt und zeigt eine Tradition, die sich dem Islam und seinen Vertretern gegenüber immer schon kritisch gab und bis heute gibt.
Das Paradies, eine Kneipe und ein Bordell
So schrieb Fazil Say etwa: “In den Flüssen im Jenseits soll angeblich Wein fließen, ist dein Paradies eine Kneipe? Jedem Gläubigen sollen zwei Jungfrauen geschenkt werden, ist dein Paradies ein Bordell?”. Anschließend fragt Say: “Ich weiß nicht ob ihr es schon bemerkt habt, aber immer wenn irgendwo ein hinterhältiger Dieb auftaucht, dann ist er ein Gottesfürchtiger. Ist das nicht paradox?”
Türkischer Präsident nennt Rassismus und Intoleranz Krankheit Europas
Fast zeitgleich zur Verurteilung Fazil Says, äußerte sich der türkische Präsident Gül zu Europa. Er sagte, Europas Krankheit sei seine Intoleranz gegenüber Minderheiten und seine Ablehnung von Weltanschauungen, die der Mehrheitsmeinung widersprächen. Das müsse zwangsläufig zu einem Holocaust führen. An wem dieser Holocaust stattfinden soll und wer ihn verüben könnte, das sagte Gül nicht.
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