Steiermark: Evangelische Kirche provoziert mit neuer Kampagne
Veröffentlicht am Mai 17th, 2013 | von Cahit Kaya
17.5.2013, Wien. (HN, Cahit Kaya) Auf Plakatwänden und in öffentlichen Verkehrsmitteln plakatiert die Evangelische Kirche Steiermark seit zwei Tagen ebenda Sprüche wie „Frauen haben hier nix zu melden“ oder „Pfarrer verstehen nix vom Leben“. Damit will sie zuerst nur provozieren.
“So! kann Kirche” Aufmerksamkeit erregen
Sinn der Kampagne “So! Kann Kirche.” ist es Aufmerksamkeit zu erregen. Die gesamte Kampagne soll sechs Monate andauern und wird in drei Phasen gegliedert ablaufen. Die erste findet gerade statt: Provokation.
In der zweiten Phase sollen die zuvor in der Kampagne provokant genannten Punke vertieft. Es wird genauer erklärt werden, was die Evangelische Kirche wirklich damit meint. In der dritten, der “Bibelphase” sollen theologische Kernthemen behandelt werden. Die dritte Phase schließt die Kampagne auch ab und dauert bis zum Reformationstag.
Zum Nachdenken bringen
Zum Auftakt der Kampagne sagte Superintendant der Evangelischen Kirche Miklas, dass man die Menschen “neu ins Nachdenken bringen” wolle. Die Aktion zielt darauf ab zu zeigen, dass Kirche auch modern sein und mit der Zeit gehen kann. Zielgruppe der Kampagne sind nach eigenen Angaben der Evangelischen Kirche “kirchenfremde” Menschen, also jene, die nicht oder nicht mehr Mitglied einer Kirche sind.
Missionierung von ausgetretenen Katholiken
Es wurde betont, der Katholischen Kirche keine abspenstig machen zu wollen, aber die Evangelische Kirche scheint die wachsende Unzufriedenheit innerhalb der Katholischen Kirche für sich nutzen zu wollen, in dem sie besonders jene Punkte aufgreift, die Katholiken in der Vergangenheit oft kritisiert hatten.
Die große Unzufriedenheit hatte in jüngster Vergangenheit zu großen Austrittswellen geführt. Sowohl in der Katholischen, als auch Evangelischen Kirche. Dem scheint zumindest die Evangelische Kirche mit einem medienwirksam inszenierten Imagewandel entschieden entgegen treten zu wollen.
Evangelische Kirche Österreich
Auf ihrer Webseite gibt die Evangelische Kirche an, 325.905 Mitglieder zu haben. Die Zahl stammt aus 2012 und wurde in einer eigenen Zähung ermittelt. Österreichweit gibt es 196 evangelische Gemeinden. Die Evangelische Kirche Österreichs fühlt sich zum größten Teil dem “Augsburger Bekenntnis” verpflichtet.
Augsburger Bekenntnis
Darin werden Glaubensinhalt und die Art des Glaubens geregelt, als auch die Abgrenzungen zum Katholizismus deutlich gemacht. Besonders diese Punkte werden im Artikel 20 des Augsburger Bekenntnisses (im Gegensatz zum Katholizismus) als nicht notwendig betrachtet: Rosenkranz, Heiligenverehrung, Wallfahrten, Fastenordnungen, Mönchwerden.
Moderne Kampagne, veraltete Denkweisen
Selbst wenn die Kampagne durchaus pfiffig daher kommt, so bleiben die alten Glaubensgrundsätze dennoch die gleichen. So besagt Artikel 8 etwa: “Die Kirche, so CA 8, ist die Versammlung der Heiligen und wahrhaft Glaubenden. Dennoch ist die Kirche ein corpus permixtum, ein „durchmischter Körper“, da sich in ihr auch Heuchler und Schlechte finden.”
Ob die Evangelische Kirche mit der Kampagne nicht selbst “Heuchler” anlockt, also jene, die zwar ein Umfeld für ihren Glauben, aber kein religiöses Korsett suchen, wie sie auch die Evangelische Kirche bietet, wird man noch sehen.
Weiter heißt es in Artikel 20: “Nach Jak 2,19 LUT und Hebr 11,1 LUT erschöpft sich der Glaube nicht im bloßen Bekennen, was selbst dem Teufel und den Gottlosen möglich ist, sondern er entfaltet sich erst in einer persönlichen Zuversicht (fiducia), dass Gott dem Gläubigen konkret die Sünde vergeben hat. Die guten Werke, die dann der Gläubige tun soll, vollbringt er nicht aus seinen eigenen Kräften, sondern nur durch Christus, der in ihm wirkt.” Dies kann durchwegs als Intoleranz allen gegenüber gewertet werden, die nicht an Jesus glauben (sowohl Atheisten als auch Andersgläubige).
Ungläubige haben Pech
Artikel 17 verflucht Atheisten. So heißt es dort: “Jesus Christus kommt wieder und alle Menschen werden auferstehen, damit er sie richten kann. Die Gläubigen erhalten das ewige Leben, die Gottlosen in der Hölle die ewige Pein.”
Da kann sich ein Atheist nur wünschen, dass dieser Jesus niemals wiederkehren möge. Wenn die Evangelische Kirche mit “Gläubige” aber nur die eigenen Gläubigen meint, dann landen wir alle im Evangelischen Folterkeller, den sie Hölle nennt. Oder wir lassen uns von der Kampagne einschüchtern, um der ewigen Pein zu entgehen und werden gleich neues Mitglied.
Somit wären wir beim Plakat “Gott wird mich dafür strafen”. Vielleicht sollten wir die provokante Phase der Kampagne doch als die eigentliche Denkweise der Evangelischen Kirche betrachten, die sich zwar modern gibt, aber restriktiven, direkt von der Bibel abgeleiteten Denkweisen verpflichtet fühlt. Und dort stehen genug grausame Texte, die schnell zu grausamen Taten werden können, sofern man sie ernst nimmt. Und das tun Evangelische dann doch.