Religion: Gefahr eines Phänomens menschlichen Geistes
Veröffentlicht am Juni 21st, 2012 | von Kamran Ghanei
2“Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.”‘ Immanuel Kant
Der Wahlspruch der Aufklärung nach Auffassung der Aufklärung von Immanuel Kant ist das Anwenden des gesunden menschlichen Verstandes und der Logik im täglichen Leben. Dass man den Mut haben soll, sich frei von der Beengtheit und Engstirnigkeit der Religionen sowie anderen Irrationalitäten zu äußern, und das, was dem Mensch erzählt oder angetan wird, zu kritisieren, ist das direkte Resultat dieser Auffassung humanistischer Aufklärung, die noch nicht beendet ist, sondern sich weiter durch die mühselige Arbeit der säkularen Humanisten heutiger Zeit fortsetzt.
Es gibt verschiedene Sorten der Irrationalitäten, die seit Jahrtausenden mit den Menschen getragen und ausgeübt werden. Das Ziel des säkularen Humanismus ist, gerade diese Irrationalitäten mittels der Meinungsfreiheit und kritisches Denkens zu bekämpfen. Betrachtet man die Geschichte der modernen Zeit, kann man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit feststellen, dass unsere Welt immer noch Schauplatz maßloser Unmenschlichkeiten ist, welche durch religiösen Fanatismus und faschistischer Brutalität verursacht wurden.
Wir leben leider in einer Welt, die durch die aufgezählten Irrationalitäten in unschöne Stücke zerlegt worden ist. Die Menschen leben immer noch in einer Welt, die Dehumanisierung zulässt. Es gibt aber Menschen, die den Ursprung ihrer Moral und ihres Wagens nicht in altertümlich verstaubten und mit dem Menschenblut verschmierten, hasspredigenden, unheilbringenden und faktenfliehenden Texten suchen, die zudem mittlerweile durch die moderne Wissenschaft vollkommen widerlegt wurden. Die säkularen Humanisten suchen den Ursprung der menschlichen Moral in der evolutionsbedingten humanen Gesellschaft.
Im säkularen Humanismus geht es nicht nur um das Widerlegen einer meta-natürlichen Existenz, sondern er versucht zu zeigen, wie diese Hypothese als eine unnötige Behauptung für die moderne Zeit als ein schädlicher Grund vieler Spannungen zwischen den menschlichen Zivilisationen dient. Säkularer Humanismus ist eine Weltanschauung, die den wissenschaftlichen Fortschritten und logischem Denken verbunden ist. Diese Weltanschauung kann ohne die genannten Elemente der praktischen und reinen Vernunft nicht vorstellbar sein.
Nun aber die Frage: Wann kann man sich einen „säkularen Humanisten“ nennen?
Es gibt wahrscheinlich viele subjektive Antworte auf diese gestellte Frage. Eine mögliche Antwort, die aber einer gewissen Objektivität sucht, ist die folgende:
Der Schritt zur Bezeichnung eines Menschen als säkularer Humanist geht erst durch die Religionskritik. Aber nicht jeder Religionskritiker ist ein säkularer Humanist. Denn nach meiner Auffassung gibt es drei verschiede Kategorien der Religionskritik:
- Die von innen ausgeübte Kritik, d.h. wenn die sich Bekennenden an einer gewissen Religion ihre eigene religiöse Weltanschauung zu kritisieren versuchen.
- Die vom außen ausgeübte Kritik, welche durch die Anhänger anderer Religionen durchgeführt wird.
- Die aus einer Metaebene, d.h. aus reiner naturwissenschaftlich humanistischer Weltanschauung hervorgeht.
Um eine humanistisch opponierende Religionskritik ausüben zu können, benötigt der säkulare Humanist erstens eine Weltanschauung, welche mit den neuesten naturwissenschaftlichen Daten und Fakten in völligem Einklang steht. Es geht außerdem nicht nur um die Ausübung der Kritik an einer bestimmten Religion. Man kann mittlerweile nicht nur eine einzige Religion als verantwortlich für das den Menschen zugefügte Leiden betrachten, sondern ein Spektrum von Aberglauben und Irrationalitäten. Der Punkt ist, dass man die Religionen und die Wahnvorstellung, dass es eine gewisse übernatürliche Macht existieren kann, welche für unsere Existenz eine notwendig Bedingung darstellt, auch als ein Phänomen unserer Evolution betrachten kann.
Die Religion ist die Projektion individueller sowie kollektiver, nicht belegbarer Annahmen und nicht bewiesenen Überzeugungen, welche auch als das Produkt des menschlichen Geistes eingebettet in einen sozial-kulturellen Raum betrachtet werden kann. Das Konzept der Religionen – polytheistisch und monotheistisch – und ihrer Wahrheitsansprüche wurde im Laufe der menschlichen Entwicklung, die unserer natürlichen Evolution zugrunde liegt, immer wieder verändert. Nach Daniel C. Dennett sind die Religion und die Entwicklung der Glaubenssysteme als evolutionsbedingte Phänomene zu betrachten.
Der säkulare Humanist denkt, dass wir einen Sattelpunkt bezüglich des Glaubens an einer meta-natürlichen und meta-physischen Existenz schon in diesem Sinne erreicht haben. Der Glaube an eine meta-natürliche Existenz kann den Menschen nicht mehr weiterhelfen, die Glaubenssysteme können sogar die Menschen zu brutalen Auseinandersetzungen und zu radikalen Entfremdungen führen. Wobei für die letzte Aussage zahlreiche historische Beispiele, wie Kreuzzüge, 9/11, die Folgerungen der islamischen Revolution im Iran usw., stehen.
Der säkulare Humanist denkt, dass die Religion nicht nur schädlich ist, sie ist sogar unmenschlich.
„Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, dafür bedarf es der Religion.“ (Religion is an insult to human dignity. Without it you would have good people doing good things and evil people doing evil things. But for good people to do evil things, that takes religion.). Steven Weinberg, amerikanischer nobelpreistragender Physiker, in einer Rede in Washington, DC im April 1999.
Nach der „Universellen Erklärung der Menschenrechte“ ist die Würde des Menschen unantastbar. Dass aber die Ausübung religiös motivierter Gesetze menschenverachtend und menschenrechtsverletzend sind, sieht man beispielsweise in den Staaten, in denen die Würde der Menschen zum größten Teil verletzt und verachtet wird.
Die faktenlosen Parolen eines arabischen Beduinen, der einst die Menschen als Ungläubige massakrierte, sind heutzutage die Kraft für gehirngewaschenen Schwerter in den Händen besitzender Muslimen, um beispielsweise einen neunjährigen Junge aus einer buddhistischen Familie in einem Dorf in Thailand zu enthaupten. So eine Unmenschlichkeit geschieht in der Welt und viele Menschen bleiben stumm und berührt gegenüber dieser Unmenschlichkeit.
In einem Land wie dem Iran, wo die altertümlichen ,,Gesetze” des islamischen Glaubenssystems herrschen, wo die selbsternannte ,,islamische Gelehrten” des schiitischen Islams die Gefährlichkeit ihres Dogmas präsentieren, kann jemand den Mord eines anderen Menschen wegen Blasphemie fordern, weil dieser nur seine Meinung äußert. Nicht außer Acht lassend, dass die Blasphemie aus der politisch motivierten Religionslehre wie im Beispiel der islamischen Glaubenslehre eine wage Bezeichnung dafür ist, dass man gegen unbewiesene und falsche Aussagen seinen Mund halten, seine Stimme in der Kehle ersticken lassen und auf seine natürlichen menschlichen Freiheiten und Rechte verzichten muss, weil es ein System des Nichtdenkens namens Religion gibt.
“Die Zeit ist gekommen, dass die „Leute der Vernunft“ sagen: Genug ist genug. Religiöser Glaube schreckt von unabhängigem Denken ab. Er ist spaltend und gefährlich.” Richard Dawkins
Also, eine Behauptung, die nicht bewiesen ist, braucht man nicht mit einem Beweis zu widerlegen, so sprach Christopher Hitchens. Der Weg für eine bessere Welt geht meiner Überzeugung nach durch humanistisch geprägte Aufklärung, die naturwissenschaftliche Analyse für die Dinge an sich fordert.
Nun, um aus dieser Welt, die durch Religionen polarisiert und in Stücke zerlegt worden ist, einen besseren Platz für uns und unsere Mitmenschen zu schaffen, soll man schon die Grundsteine des irrationalen Glaubens ins Wanken bringen, denn viele Probleme unseres Zeitalters sind mit dem unbewiesenen Annahmen verbunden, die den Radikalen und Faschisten große Hilfe sind. Gestern war es das christliche Mittelalter und heute ist es der Islam, die menschenverachtenden und gesellschaftszerstörenden Ideen sind unverändert geblieben. Es ist Zeit für die Menschen, zwischen Mythen und Fakten unterscheiden zu können und nicht zur Akzeptanz eines Mythos als einen ,,Gott”gegebenen Fakt gezwungen zu werden.
Kamran Ghanei
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