Open Mind Summit 2012: Österreichs Freidenkerbund meldet sich zurück
Veröffentlicht am September 25th, 2012 | von Cahit Kaya
0Seit knapp einem Jahr wird es wieder lauter um den österreichischen Freidenkerbund (FDBÖ). Der neue Vorstands- und Pressesprecher des FDBÖ, Dr. Gerhard Engelmayer berichtet über neue Strategien öffentlichwirksam die Interessen der Freidenker, Atheisten und Humanisten Österreichs zu vertreten. Und kündigt dazu auch gleich die erste vom österreichischen Freidenkerbund organisierte Großveranstaltung an: das “Open Mind Summit”.
Das Interview führte Cahit Kaya.
Humanist News: Der Freidenkerbund (FDBÖ) gilt in Österreich als ältester Verband seiner Art. Wie kam es, dass es so lange still um den FDBÖ wurde?
Gerhard Englmayer: Der Verein ist sehr traditionsreich und jetzt 125 Jahre alt. Er hatte fast 65.000 Mitglieder in rund 300 Ortsgruppen, auch ein dementsprechendes Vermögen. In der Nazizeit wurde der Verein als erster sozialistischer Kulturverein verboten und das Vermögen eingezogen. Es wurde nie mehr restituiert. Nach dem Krieg wehrte sich das klerikale Österreich erfolgreich gegen das Wiedererstarken des Freidenkerbundes und so existierte er bis vor kurzem eher als intellektuelle Diskussionsrunde über “Gott und die Welt” mit linkem politischen Einschlag.
Wir versuchen seit einem Jahr den Freidenkerbund als Sammelbecken für Atheisten, Freidenker und Humanisten zu etablieren, abseits jeder Parteipolitik.
Kernthemen sind Religionskritik und noch viel wichtiger Entwicklung einer säkularen Gesellschaft, einer säkularen Kultur. Es kommen Leute zu uns, die hier eine geistige Heimstätte finden und sich sehr wohl fühlen.
Bleibt es bei internen Diskussionsrunden über Religion oder sind vom Freidenkerbund auch deutlich sichtbare Aktivitäten in der breiten Öffentlichkeit zu erwarten?
Gerhard Englmayer: Beides. Der FDBÖ versteht sich als geistige Heimat von Freidenkern, Atheisten und Humanisten. Die wollen sich auch austauschen und dazulernen. Aber seit einem Jahr sind wir auch in der Öffentlichkeit aktiv und nehmen Stellung zu relevanten Fragen des Laizismus und Säkularismus. Dies zunächst einmal über unseren Blog auf freidenker.at aber auch in der Presse. Weiters wird es Aktivitäten in den Bundesländern geben, wo andere Organisationen nicht vertreten sind. Besonders gespannt sind wir aber auf die “Bible Busters”, die wir weiterleben lassen wollen und die Anfang des nächsten Jahres die ersten Auftritte haben werden.
Wer sind die “Bible Busters”?
Gerhard Englmayer: Die Bible Busters sind eine Gruppe, die wir aus Anlass des OMS gegründet haben. Sie stellen Persiflagen auf die Bühne und lesen Texte, die man normalerweise in einer Kirche nicht mehr lesen wird, weil sich viele dafür genieren. Es gibt aber auch aktuelle Statements, die Lachstürme hervorrufen, wenn ein lebender Bischof verkündet: “Der Geist macht es möglich, gekreuzigt glücklich zu sein!” In Braunschlag vielleicht ein Hit, aber für einen Menschen, der seine fünf Sinne beisammen hat, ist das nur mehr ein Angriff aufs Zwerchfell. Am Open Mind summit werden sie einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Programm bieten, das man ab Anfang nächsten Jahres sehen wird können.
Das “Open Mind Summit” ist die vermutlich erste Großveranstaltung seiner Art in Österreich nach dem Krieg. War es aufwändig die Veranstaltung zu organisieren und die Promis dafür zu engagieren?
Gerhard Englmayer: Die Organisation ist sehr, sehr aufwändig und es sind eine ganze Reihe von Leuten damit beschäftigt. Am einfachsten von allen, war es, die Stars dafür zu begeistern, viel schwieriger war es, die organisatorischen Voraussetzungen zu treffen und die Finanzierung zu sichern. Als erster hat Gunkl zugesagt und damit war es leichter, alle anderen zu begeistern, deswegen sind wir Günter Paal sehr zu Dank verpflichtet.
Ein nicht unbekannter Name des österreichischen Kabaretts. Also wird das OMS unter dem Motto Humor stattfinden?
Gerhard Englmayer: Wenn zum Beispiel ein Brief aus Transparent-Papier in einem Altersheim auftaucht, der mit “Gott” unterschrieben ist, der an 90-jährige Bewohner geht und sie um ein Gespräch bittet, dann weiß man nicht mehr ob man lachen oder soll oder weinen, oder beides.
Oder wenn Bischof Laun den Ratschlag gibt, den ehelichen Akt andächtig wie die Kommunion zu vollziehen, reizt es zur sarkastischen Bemerkung, dass Bischof Laun vielleicht deshalb zölibatär geblieben ist oder es bleiben musste.
Allerdings darf man die zwei anderen Stars der heimischen Kabarettszene nicht vergessen: Susanne Pöchacker und Leo Lukas, die beide Heroes des religionskritischen Segmentes sind.
Aber auch Michael Schmidt-Salomon ist mit dabei.
Gerhard Englmayer: Mit Michael Schmidt-Salomon und Niko Alm sind die profiliertesten Vertreter der heimischen und der internationalen Humanisten Szene anwesend und werden Statements abgeben. Wir hoffen, dass auch viele Journalisten der Einladung folgen.
Das “Open Mind Summit” findet schon bald statt. Gibt es noch Karten?
Gerhard Englmayer: Der Kartenvorverkauf geht sehr gut. Es gibt noch Karten, aber sie werden schon langsam rar, es gibt nicht mehr jede Kategorie. Ich würde mich beeilen.
Vielen Dank für das Interview!