Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz nennt Beschneidungskritiker “Linke Hetzer”
Veröffentlicht am Dezember 21st, 2012 | von Humanist News
1Wien. (HN) In die Debatte um religiöse Zwangsbeschneidung von Kindern hat sich nun auch Österreichs Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) eingeschaltet. In der österreichischen Ausgabe der pro-islamischen Tageszeitung “Zaman” äußert er sich herablassend gegen die beiden Anzeigenden und ihre Anwältin Anja Oberkofler, die einen muslimischen Arzt und einen Rabbi wegen Körperverletzung im Zuge ihrer Tätigkeit als Beschneider anzeigten. Er nennt das rechtliche Vorgehen eine “Linke Hetze“.
Die Anzeigenden sind Sepp Rothwangl, Missbrauchsopfer durch ein Kirchmenmitglied in seiner Kindheit und Cahit Kaya, Ex-Muslim und als Kind Zwangsbeschnittener.
Kurz bezeichnet Zwangsbeschneidungen als Religionsfreiheit und als ein Recht der Eltern auf religiöse Erziehung ihrer Kinder. Dabei beruft sich Kurz auf die Genfer Menschenrechtskonvention. Allerdings hat Österreich (wie auch Deutschland) die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und sich dazu verpflichtet, das Kindeswohl und alles was eventuelle negative Auswirkungen auf Kinder haben könnte zu bekämpfen.
Aktuelle Studien gehen davon aus, dass bei 2–10% aller zwangsbeschnittenen Kindern Komplikationen auftreten können. Ein Teil leidet ein Leben lang unter den Spätfolgen der Zwangsbeschneidung, etwa unter Sensibilitätsverlust der Eichel und die darauf auftretenden sexuellen Probleme. Auch kann die Zwangsbeschneidung bei manchen Kindern ein Trauma auslösen und die Psyche des Kindes nachhaltig stören.
Alle Studien die bisher behaupteten, es gäbe keinerlei negativen Folgen für zwangsbeschnittene Knaben sind nach heutigem Stand widerlegt.
Kurz kritisiert auch, dass es derzeit generell eine starke Tendenz gegen Religionen gäbe und dass besonders die Sozialdemokraten und Grünen mit ihrer Forderung nach Einführung eines Ethikunterrichts die Abschaffung des Religionsunterrichts anstrebten. Kurz will den Ethikunterricht nur für jene Kinder zwangsweise einführen, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben.
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