Integration: wie der naive Staat den Rassisten zu Macht verhilft


Humanismus Rassismus wird leider noch immer als rein heimisches Phänomen betrachtet. Auch rassistisch?

Veröffentlicht am Januar 26th, 2013 | von Cahit Kaya

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Wenn einseitige Integrationsarbeit den Rassismus stärkt. Die Einheimischen fühlen sich verdrängt, sofern das zu “integrierende” Element auf dem eigenen Lebensstandard angesiedelt werden soll, also in den Kampf um die selben Ressourcen geschickt wird. Daraus kann eine existenzbedrohliche Situation für den vermeintlich Verdrängten entstehen. Rücksichtslose, weil einseitige Integrationsarbeit fördert diese Angst, sollte sie sich alleine auf den zu Integrierenden konzentrieren, ohne dabei auf die Lage des vermeintlich Verdrängten einzugehen.

So wird als Integration getarnt, was in manchen Fällen ein anti-westlicher Rassismus, in den meisten Fällen aber einfach nur Naivität und Kalkül ist, um Karriere auf Kosten der Migranten und der Mehrheitsbevölkerung zu machen. Es wird die Situation durch absichtlich verschärften Wettbewerb in, für Ressentiments anfälligen, sozialen Schichten verschärft und die Betroffenen werden zu einer Reaktion genötigt, die dem sozialen Status und dem Bildungsstand entsprechen muss. So geraten Migranten und Einheimische mit ähnlichen Grundvoraussetzungen in einen direkten Wettbewerb. Die sich sehr ähnelnden Gruppen müssen sich durch angedichtete oder übertriebene Eigenschaften der anderen von diesen abgrenzen – ideale Voraussetzung für Rassismus, Islamismus und ähnliche Ideologien, die diese Abgrenzung durch Ressentiments und Stereotypen beliefert.

Rassismus wird leider noch immer als rein heimisches Phänomen betrachtet. Auch rassistisch?

Rassismus wird leider noch immer als rein heimisches Phänomen betrachtet. Auch rassistisch?

Da Integrationsarbeit in den meisten Fällen (zu Recht!) staatlich gewollt ist, wird diese Arbeit auch reichlich von eben diesem subventioniert. Durch Gelder, Mitspracherecht in sämtlichen Bereichen und übertriebener Hätschelei. So aber entsteht eine verstärkte Entfremdung der vermeintlich Verdrängten vom Staat, der den Anschein erweckt, er führe einen Krieg gegen “das Volk”. Besonders rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien nutzen dies aus, um ihre Agende auf diese Ängste zu bauen. So wird suggeriert, mit steigender Zuwandererzahlen steige auch die Bedrohung für die gesamte Bevölkerung verdrängt zu werden. Der Lieblingsbegriff diese Ideologen lautet “Umvolkung”. Das propagiert die dem demokratischen Staat feindlich gesinnte Front der Nationalisten, die diesen Umstand des verdrängt-fühlens zur Geheimwaffe gegen diesen Staat nutzen.

Der Staat täte gut daran diese Ängste ernstzunehmen, nur so kann er wieder der Ansprechpartner für die sich verdrängt fühlende Bevölkerung darstellen und tun, wozu er da ist. Sich um die Sorgen aller Menschen kümmern. Ansonsten verliert er diese Menschen unwiderruflich an die Rechts-Front und züchtet sich seine Feinde, die er irgendwann nicht mehr bezwingen kann. Zwar finde ich, jeder Mensch sollte sich frei dafür entscheiden können, wo und wie er leben will. Doch leider ist das nicht so einfach. Freiheit ist immer auch die Freiheit anderer. Meine Freiheit endet dort, wo ich beginne die Freiheit anderer einzuschränken. So sollten wir auch die Migrationspolitik betrachten. Ein Kompromiss, dem sich auch Migranten und ihre selbsternannten Vertreter beugen müssen.

Migrationspolitik sollte sich vorerst auf jene Bereiche beschränken, die den Konkurrenzkampf nicht unnötig verschärfen. Wenn die Ressourcen ohnehin knapp sind, dann sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man hier unnötige Konflikte herauf beschwört. Es gibt Hunderttausende Arbeitslose, die mit Umschulungen auf die offenen Stellen vorbereitet werden können. Warum ein Fachkräftemangel ausgerechnet von Menschen ausgeglichen werden sollte, die in vielen Fällen ihre eigene Muttersprache nicht beherrschen, die also die denkbar schlechtesten Voraussetzungen mitbringen sich die deutsche Sprache ausreichend anzueignen. Der Staat sollte die Priorität seiner Bemühungen in der Integrationsarbeit auf die sich verdrängt fühlenden Bevölkerungsteile und besonders auch um die schon seit Generationen hier lebenden Migranten setzen.

Aber Einwanderung per Zwang, also unkontrollierte Zuwanderung, oder schon der Glaube, es sei so, ist die grösste Joker des Rassismus. Es muss von staatlicher Seite sichergestellt werden, dass die humanistische Gesellschaftsordnung gestärkt wird. Humanismus ist keine Ideologie, er ist eher Vielfaltsmanagement. Diese Vielfalt wird sowohl vom heimischen, als auch vom importierten Rassismus der Migranten bedroht. Eines haben diese Rassismen immer gemeinsam: sie wollen eine klare Abgrenzung zwischen “wir” und “ihr”. Wer den ohnehin verängstigten Menschen also keine Stimme gibt, oder sie gezielt zu entziehen versucht, in dem man ihnen das Banner des Rassismus umhängt, so wird man diese Menschen tatsächlich an die Rassisten verlieren, ohne dass sie tatsächlich welche sein müssen – aber zumindest werden sie sich von der Idee eines demokratischen Staates verabschieden, da sie das Gefühl der Mitsprache nicht mehr kennen.

Dieser Stimmenzuwachs des heimischen Rassismus wird einerseits den migrantischen Rassismus verstärken, die ihrerseits aggressiver auf die Bevölkerung, aber auch auf den Staat reagieren werden, da die Rassisten längst auch in einflussreichen politischen ämtern sitzen. Die Situation wird von beiden Seiten hochgeschaukelt werden.

In der Migrantenszene werden es also jene Stimmen sein die den meisten Zulauf erfahren, die ihren Ton gegen die Mehrheitsgesellschaft verschärfen, in dem sie zwar nur von Rassisten sprechen, dies aber oft einer Mehrheit unterstellen und sich selbst, selbst rassistisch, davon freisprechen – alleine wegen der Herkunft. Eigentlich  eine rassistische Denkweise. Hier längst als reaktionär, weltfremd und längst überholte Weltbilder feiern Hochkonjunktur, da man diese Mittel als Waffen versteht. Man duldet es, solange man sich dadurch einen Vorteil erhofft. Wenn der Staat saudischen Diktatoren den roten Teppich ausrollt, mit islamistischen Gruppen paktiert und alles säkulare und kritische unter den Migranten gezielt ignoriert, dann bleibt am Ende nur noch der Vorwand für den heimischen Rassismus und dies bedeutet neuen Zulauf von Menschen, die sich vom Staat verraten fühlen.

So schwer es manchen fallen wird, die sich immer als Antirassisten verstanden und daher verweigern ihre rosarote Brille bei Migranten abzulegen, so müssen sie langsam akzeptieren, dass Rassismus kein rein europäisches Phänomen ist. Während hier seit Jahrzehnten mehr oder weniger erfolgreich das Thema offen diskutiert und von vielen unterstützt wird, so muss man sich immer im klaren darüber sein, dass viele – selbst ich -, in einem Land geboren wurden, in welchem es vor wenigen Jahren den Kurden verboten war kurdisch zu sprechen. Den Aleviten ist es nach wie vor verboten sich als Nicht-Muslime und als eigene Religion zu deklarieren. Kritik sowohl am Militär als auch an der Regierung kann und wird mit politischer Verfolgung und Scheinprozessen bekämpft. Wie kann mit all dem Wissen so getan werden, als müsse jeder Migrant zwangsläufig ein Opfer sein und es könne gar nicht sein, dass Rassisten und Islamisten ganz gezielt in die Integrationsarbeit wechseln, weil die Naivität und Ignoranz der heimischen Politik ihnen es so einfach macht, wie es nicht einmal in ihrem Heimatland war. Dort in der Türkei gibt es Gegenwehr. Komischerweise ist hier, wer sich als Migrant gegen das Reaktionäre wendet der Rassist, während der migrantische Rassist vom Staat auf den Händen getragen wird, solange er sagt, was die ”Antirassisten” hören wollen. Ganz egal was er wirklich denkt und welcher Organisation er angehört. Aber wenn die Realität schon nicht mitspielen will, dann wohl zumindest die PR.

 

Tags: , , , Integration, Rassismus, , Rechtspopulismus, Staat


Über den Autor

Cahit Kaya

Früher war ich Moslem, heute bin ich Humanist. Meine Schwerpunkte: Islam, Menschenrechte und Migration. Ich engagiere mich auch für die Initiative Ex-Muslime www.exmuslime.at



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