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Götterdämmerung


Religion no image

Veröffentlicht am Juni 21st, 2012 | von Cahit Kaya

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Die Schaffung eines Gottes durch den Menschen, der Missbrauch der Gottessehnsucht des Menschen, die aus naiven Welterklärungsmodellen unserer frühesten Vorfahren ohne jegliche Möglichkeit der wissenschaftlichen Überprüfung entstanden, dient lediglich einer sich als Elite ansehenden Menschengruppe, die einen Gott weit oben im Himmel ansiedelte, um sich zwischen ihn und den Menschen zu stellen.

Vermittler zwischen Gott und Mensch

Als Vermittler, stehen sie nun mittendrin, zwischen einem sehr schwammig definierten göttlichen Wesen und den Menschen, aber auch als trennendes Glied, der mit dieser durch Märchen begründeten Macht die Gottesvorstellungen des Menschen beeinflusst, gar zu ihren Gunsten manipuliert. Aus diesem Grund sind im Islam Gottesdarstellungen verboten. Auch Mohammed darf nicht dargestellt werden. Dies würde bedeuten, die Möglichkeit des Menschen selbst in Kontakt zu diesem Gott zu stehen würde wachsen, und die Zwischenmänner würden an Macht einbüssen – das wollen sie nicht. Wenn jeder Gott “anrufen” könnte und auch erhört wird, wozu braucht es diese Vertreter der Religion? Sie zwingen zur Religion nicht um den Menschen näher zu Gott zu bringen, sondern ihn von ihm fernzuhalten und spielen dabei selbst Gott, in der Art über andere Menschen zu richten.

Die Diktatur der Priesterkasten

Da diese Priesterkaste Religion als Leitkultur anseht, ist eine Trennung zwischen Religion und Politik, die das Zusammenleben des Menschen regeln sollte, nicht mehr möglich. Der religiöse Führer siedelt sich an der Spitze der Gesellschaft an und legitimiert seinen Machtanspruch rein durch windige Bücher, die “heilige Schriften” genannt werden und nach heutigen Kenntnissen der Welt, der Wissenschaft und der Menschwerdung eine reine Ansammlung kanonisierten Halbwissens der Bronzezeit darstellt – mehr nicht. Er ignoriert den Fortschritt und klammert sich weiterhin an eine Zeit vor der Menschwerdung des modernen, freien Menschen. Diese Freiheiten, die im Kampf gegen die organisierten Religiösen durchgesetzt werden mussten.

War Hitler Gottes Wille?

Wenn ich Priesterkaste sage, so meine ich auch Imame, sich auf einen Gott berufende Könige, Kaiser und anderer Herrscher wie schon im alten Ägypten, oder dem Europa bis vor nicht allzu langer Zeit, sogar noch heute. Man denke an die Queen. God save the queen. An die USA, in god we trust (auf dem Dollarschein), oder einer Behauptung, Gott persönlich hätte einem G. W. Bush befohlen, einen Krieg zu beginnen. Die deutsche Verfassung beruft sich in seiner Präambel auf Gott. Auch Hitler kam ohne sein “Gott mit uns”-Emblem auf den SS-Uniformen nicht aus. Die Gottestvorstellung die aus Naivität geschaffen wurde, zwingt noch heute dazu, die Sehnsucht nach einem religiösen Gott zu befriedigen, und diesen Gott als Rechtfertigung für Machtzuwächse und Entscheidungsfindungen, besser noch Entscheidungserzwingungen, zu missbrauchen. Ich frage mich, wie schwach und hilflos muss ein Gott, dem Allmacht, Barmherzigkeit und Allwissenheit zugeschrieben wird denn sein, um Machtbesessene, Faschisten, Mörder, Hassprediger walten zu lassen, die ihre Untaten als Willen Gottes oder Allahs sehen. Wie auch der zuletzt getötete Osama Bin Laden, der seine Massentötungen der Muslime als Willen Allahs (Jihad) betrachtete.

Gottes Prüfungen

Andererseits. Die Religiösen werden nun sagen, Gott prüft die Menschen. Er leitet sie. Alles hat seinen Sinn, auch wenn schlechtes geschieht. Würde das nun bedeuten, die gesellschaftliche Entwicklung ist Gottes Wille? Die damit verbundene Abkehr der Menschen von diesem Gott ist sein eigener Wille? So frage ich: Wer seid ihr Religiösen, euch dem Willen eures Gottes zu widersetzen, der uns zu modernen demokratischen Menschen machte. Wenn eure haarsträubenden Predigten zu Ende gedacht würden, müsste man davon ausgehen, dieser, eurer Gott, hat den Menschen aus der Dunkelheit der Naivität und Unwissenheit geführt, ihm Eigenverantwortung und den Verstand gegeben, um ihn dann aus seiner Obhut zu entlassen. Wie das Kind, das man gross zieht, um es dann frei zu geben, wenn es die geistige Reife dazu erlangt hat, die es nur erlangen kann, wenn die Eltern dazu beitragen.

Gottesdämmerung

Daher denke ich, der heutige moderne Mensch bedarf keiner Führung Gottes mehr die aus reiner Unterwerfung besteht und durch Befolgung religiöser Dogmen nicht nur die eigenen Freiheiten beschneidet. Er, der Mensch, hat längst das Wissen und die Fertigkeiten erlangt gottlos glücklich zu sein, und selbstverantwortlich zu handeln. Wir sehen es heute doch. Das grösste Unrecht geschieht im Namen Gottes oder Allahs. Deswegen habe ich abgeschworen. Weil ich erkannt habe, ein imaginärer Freund, ein Gott eines überholten Märchenbuchs kann mich in einer modernen Welt nicht führen. Und wenn er mich führt, dann direkt in die Scheiße. Es ist die Zeit des Menschen, nicht die der Götter. Diese gottesfürchtigen Zeit haben wir überwunden und das war die Zeit der Demokratien in Europa.

Gutes tun ist menschlich

Vielleicht sind wir nun bald bereit der Übermensch zu werden, wie ihn Nietzsche beschrieb, der sich rein durch Vernunft zu einem positiven Leben entscheidet, nicht aus Angst einer göttlichen Strafe wegen. Nicht nur Gutes tut, um sich einen Platz an Gottes Seite im Paradies zu verdienen, sondern deswegen, weil er die Menschen gut leiden kann und ihnen Freiheit zumuten kann. Erzwungene Vernunft ist nichts wert. Diese muss freiwillig sein. Und frei von Religion und religiösen Dogmen sein, die Gewalt und Hass in ihrer Ideologie enthalten, die jederzeit wieder jede Untat der zukünftigen sich auf Gott berufenden Faschisten rechtfertigen würden. Erst die Überwindung der Religion hindert boshafte Menschen daran eine breite Masse mit einer gewaltverherrlichenden Interpretation dieser Schriften in eine neue dunkle Epoche zu führen. Auch ist es nicht akzeptabel Freiheit zu predigen, dies aber nur durch die völlige Unterwerfung unter eine Religion. Der freie Geist stösst sich an Einschränkungen und Entmündigung der Religiösen. Gottesglaube kann nur dann friedlich sein, wenn er durch säkulares Recht in seiner ihm angedichteten Unfehlbarkeit auf den privaten Raum des Gläubigen eingeschränkt wird. Weil der Alltag uns längst lehrt, dass provokant präsentierte Religiosität alleine schon Zündstoff für zukünftige Konflikte liefert.

 

Tags: Monotheismus, Polytheismus, Theodizee


Über den Autor

Cahit Kaya

Früher war ich Moslem, heute bin ich Humanist. Meine Schwerpunkte: Islam, Menschenrechte und Migration. Ich engagiere mich auch für die Initiative Ex-Muslime www.exmuslime.at



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