Generation Jihad


Religion Der türkische FIlm "Fetih – 1453" feiert die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen

Veröffentlicht am Juni 27th, 2012 | von Cahit Kaya

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Ein Comeback der Osmanen?

Sie fordern Respekt, Anerkennung und denken oft konservativ, handeln gerne konspirativ und im Verborgenen, eingegliedert in “türkische Sport und Kulturvereine”. Nationalistische türkische Jugendliche mit stark ausgeprägter Religiosität.

Im jugendlichen Alter, (irr)geleitet von ihren Hormonen und Trieben, wie alle anderen Jugendlichen auch, wollen sie diese auch ausleben. Mit allen Vorzügen die eine freie Gesellschaft mit sich bringt. Durch die islamisch-erzkonservativ-ländliche Erziehung ihrer Eltern sind sie aber gezwungen all dies zu unterdrücken. So kann eine verstärkte Hitzköpfigkeit festgestellt werden, mit der umzugehen nicht jedem (Beobachter) leicht fällt. Selbst ihren Eltern nicht. Zumal die Kritik am Verhalten des Hitzkopfes ein stark ausgeprägtes Wir-Gefühl in Form eines sich selbst aus der Mehrheitsgesellschaft ausgrenzenden Nationalismus (re)aktiviert. Diese Reaktion ist das Ergebnis einer oft jahrelangen Indoktrination durch religiös und nationalistisch motivierte “Mentoren”. Das führt dazu, dass die Kritik am Einzelnen, als Kritik am gesamten (türkischen) Volk, am Islam und unreflektiert als Rassismus und Hass gegen diese Ethnie verstanden wird.

Viele Generationen wuchsen mit dieser Propaganda auf.
Der Superheld Kara Murat rettet stets die Ehre des osmanischen Reichs.

Das Wir-Gefühl

Ursprung dieses übertriebenen Wir-Gefühls ist, dass türkische Medien und Geschichtsbücher, die in der Regel immer staatlich kontrolliert waren behaupten, die Kritiker von heute, waren die Feinde von damals, die das Land übernehmen und unter sich aufteilen woll(t)en. Als Motiv der Kritik wird immer der Versuch einer feindlichen Übernahme der Türkei gesehen. Das ist zwar nicht ganz falsch, den europäischen Kolonialismus mit seinen teils gravierenden Folgen kann man nicht wegleugnen. Europäische Truppen standen immer wieder mit christlichen Missionaren in weiten Teilen der Welt und brachten viel Grausamkeiten mit (aber auch technologischen Fortschritt). Die größte Angst des türkischen Staates ist somit die Spaltung des Landes. So wird innenpolitisch repressiv regiert und außenpolitisch kompromisslos.

Europas Angst vor der Islamisierung

Zur Zeit des osmanischen Reiches ging selbiges nicht weniger zimperlich mit den Gegnern um, denn die Menschen wurden in Muslime und Nicht-Muslime eingeteilt. Nicht-Muslime waren immer benachteiligt und ihnen wurde eine Strafsteuer für Ungläubige auferlegt. Was die Angst vor einer “türkischen Bedrohung” samt Islamisierung in Europa erst möglich machte. Vor dieser historisch begründeten Angst vor einer “Islamisierung” wird bis heute gewarnt. Immerhin stand Spanien einige Jahrhunderte unter islamischer Herrschaft der Umayyaden. Die Osmanen klopften mehrmals an die Tore Wiens, nachdem sie das christliche Byzanz besiegten. Und das alles im Namen der Scharia, die sich durch islamischen Imperialismus in Form islamischer Großreiche im gesamten arabischen Reich ausbreitete – und weit darüber hinaus.

Osmanisches Reich 2.0

Die heutige islamistische türkische Regierung unter Premier Erdogan scheint das Heil der Türkei in der Überwindung des Laizismus Atatürks zu suchen. Der Trend in der Türkei geht in Richtung einer Anknüpfung an das osmanische Reich, denn dieses war bis auf die Unterbrechung durch die heutige Türkei ein Konstrukt, welches sich als rein islamisch verstand und vorgab was islamisch zu sein bedeutete. Bemängelt wird von türkischen Islamisten der Werte-Verfall Europas und in islamisch geprägten Ländern.

Religiöse Deutungshoheit

In der Argumentation agieren sie wie auch die katholische und evangelische Kirche, die ihrerseits nur die Religion unter ihrer Deutungshoheit als Möglichkeit anerkennt, ein moralisches Leben führen zu können. Und so müssen wir uns vonseiten allen monotheistischen Religionen darauf gefasst machen, dass ihre Bemühungen weiter ansteigen werden, begonnen bei der Jugend, eine religiöse Erziehung zu etablieren. Und die Gräben werden so immer weiter vertieft werden.

Der türkische FIlm "Fetih – 1453" feiert die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen

 

Eroberung durch Missionierung

Solange die hier aufgewachsenen türkischen Jugendlichen der türkischen und zutiefst religiösen Propaganda glauben, solange wird Integration nicht gelingen. Und solange auch europäische Jugendliche immer weiter von radikal-christlichen und nationalistischen Organisationen weiter angestachelt werden, wird Integration von nicht-Europäern und nicht-Christen im Vorhinein stark abgelehnt werden. Genau genommen befinden wir uns erneut in einem Zeitalter des Wiederauferstehen religiösen Imperialismus (Eroberung durch Missionierung). Die Fronten sind klar religiös definiert, was so weit geht, dass gesamte Nationen von religiösen Fundamentalisten als “islamisch” oder “christlich” vereinnahmt werden. Und nur sie sehen sich als die Lösung aller Probleme, obwohl sie seit Jahren eifrig daran arbeiten Probleme erst entstehen zu lassen.

Ein konstruktives aufeinander zugehen mit dem Ziel Vorurteile abzubauen kann wohl nur gelingen, wenn die Nation und die Religion in den Hintergrund, und nur der individuelle Mensch in den Vordergrund rückt, sich Kritik nicht verschließt und durch die so gewonnene Anerkennung eine sachliche Kritik an den vorherrschenden, für ihn nachteilig empfundenen Gepflogenheiten übt. Aber auch anerkennt, dass es andere Wege zu einem erfüllten Leben geben kann, als den eigenen.

 

 

Tags: byzanz, , osmanen, osmanisches reich,


Über den Autor

Cahit Kaya

Früher war ich Moslem, heute bin ich Humanist. Meine Schwerpunkte: Islam, Menschenrechte und Migration. Ich engagiere mich auch für die Initiative Ex-Muslime www.exmuslime.at



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