“Finger weg von meinem Pimmel”
Veröffentlicht am Juni 29th, 2012 | von Cahit Kaya
2Seit gestern Abend gibt es eine neue Facebook-Seite, die zugleich eine kleine Online-Kampagne initiierte. ““, nennt sich die Seite. Die Kampagne besteht derzeit aus drei Grafiken, die sich in Windeseile verbreiten. Seit gestern sind diese Grafiken bereits auf einige Hundert Profile geteilt worden und erreichen dort wiederum viele Menschen. Mehrere Tausend sind es bereits. Das Motiv der Kampagne ist, dass das Verbot religiös motivierter Beschneidung auch konsequent durchgezogen wird.
Das Recht auf körperliche Unversehrtheit
So entwickeln sich auch schnell erste . Die Argumente sind klar. Die Gegner der Beschneidung argumentieren in der Regel, dass die religiöse Beschneidung eine Körperverletzung darstellt. Dieser irreversible Eingriff verletzt die körperliche Integrität des Kindes nach dem Deutschen Grundgesetz, Absatz 2.
- Der Absatz 2 des Grundgesetzes
Missionierung der Kinder
Das zweite große Argument ist die sichtbar religiöse Vereinnahmung und Rekrutierung des Nachwuchses, als Zwangsmitglieder für Religionsgemeinschaften hinter dieser Praktik. In Islam und Judentum tritt ein beschnittener Junge danach in die religiöse Gemeinschaft ein. Während im Judentum bereits am achten Tag nach der Geburt beschnitten wird, kann es im Islam mehrere Jahre dauern, bis das Kind an der Reihe ist. Im Islam ist es zudem auch die “Mann-Werdung” die gefeiert wird. Während Mädchen die zur Frau werden verhüllt, und aus der Öffentlichkeit verbannt werden, wir der Penis der Knaben in großen Feiern stolz gefeiert und der Öffentlichkeit präsentiert. Im türkischen nennt sich dieses Fest “Sünnet”. Arzu Toker hinterlässt dazu folgenden Kommentar auf der Facebook-Seite von ““:
Bei vielen traditionellen muslimischen Menschen wird den Jungen beigebracht, dass sie durch die Beschneidung zu einem Mann werden. Es ist für die Psyche des Jungen fatal Mann werden mit Schmerzen am Geschlechtsorgan gleichzusetzen.
Die Proteste von Seiten der Religionsgemeinschaften zeigen auf, dass es sich aus ihrer Sicht um eine innerreligiöse Angelegenheit handelt. Denn das Kölner Urteil zum Verbot religiöser Beschneidungen an Jungen nannten sie einen Angriff auf die Religionsfreiheit.
Medizinische Gründe
Die Gegenargumente der Verteidiger der Beschneidung sind ebenfalls sehr eindeutig. Drei Stück sind es. In der Regel wird nicht der religiöse Charakter betont – sondern der Medizinische. Fast 8% aller Jungen sollen laut Statistiken unter Vorhaut-Verengung (Phimose) leiden. Da beinahe alle Muslime und Juden beschnitten sind, ist die große Mehrheit unter ihnen somit aus anderen Gründen beschnitten worden. Wenn das Kind unter Phimose leidet, ist es natürlich anzuraten die Beschneidung vornehmen zu lassen. Oder noch besser, bei schwächeren Formen von Phimose (z.B. Vorhautverklebungen) auf eine corticoidhaltiger Salbe zurückzugreifen, die in den meisten Fällen (Erfolgsraten bis zu 80%) ohne chirurgischen Eingriff Abhilfe verschafft – ganz ohne Nebenwirkungen.
Dass ein beschnittener Penis besser vor infektiösen Krankheiten schützen soll, beherbergt immer auch die Gefahr, dass auf Verhütung verzichtet wird. Dann wäre jeder Vorteil wieder dahin, das Risiko sich Krankheiten einzufangen sogar höher. Aber diese Frage stellt sich einem Kind nicht, dass am liebsten schon das Gesicht verzieht und genervt ist, wenn es sich küssende Menschen sieht.
Wie schön soll der Penis eines Kindes sein?
Ein weiteres Argument ist die Ästhetik. Darauf will ich nur mit einer Frage eingehen: aus welchem Grund muss der Penis eines Kindes ästhetisch, also schön sein? Relevant ist dies für die Jungen erst auf dem Weg ins Erwachsenwerden, in der Sexualität.
Hygiene
Und zuletzt der hygienische Aspekt einer Beschneidung. Bei mangelhafter Körperpflege hilft auch ein beschnittener Penis nichts. Und bei einer guten Körperpflege überzeugt die Beschneidung als Argument nicht.
Aufstand der Säkularen
Eines fällt auf. Das säkulare Lager scheint die Revolution zu proben. Und vielleicht ist wirklich schon bald die Taufe als Zwangsritual der dritten großen Religion Deutschlands vor Gericht, da sie ebenfalls kleine Kinder zu Zwangsmitgliedern einer Religionsgemeinschaft macht, aus der sie erst viele Jahre später mit einigem Aufwand wieder austreten können. Welche irreversiblen Schäden christliche Zeremonien bei Kindern auslösen, muss aber noch herausgefunden werden.
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