Deutsche die dem Armenier-Genozid beiwohnten, machten Karriere als Nazis


Gesellschaft Deutsche Soldaten ließen sich vor den Schädeln ermordeter Armenier fotografieren

Veröffentlicht am April 28th, 2013 | von Humanist News

 

 28.4.2013, Wien. (HN) Ein bis dato noch nie veröffentlichtes Foto von 1915 zeigt die am Boden zerstreuten Schädel der, von den osmanischen Türken während des ersten Weltkrieges ermordeten Armeniern. Dahinter posieren drei türkische Offiziere und ganz rechts ein Mann in tradiionell kurdischer Kleidung. Dazwischen stehen zwei Soldaten (zweiter und dritter von links) des Deuschen Kaiserreichs. Auf ähnliche Art posierten deutsche Soldaten während der Nazi-Herrschaft, vor den Opfern des Holocausts – mehrere Jahrzehnte später.

Deutsches Kaiserreich und der Armenier-Genozid

Deutsche Diplomaten in türkischen Provinzen hatten bereits die Zwangsdeportationen der Armenier durch die osmanischen Türken dokumentiert. In Summe wurden 1,5 Millionen Armenier vertrieben und getötet. Die Diplomaten blickten offiziell mit Schrecken Verachtung auf die Taten der osmanischen Milizen und nannten sie Aufgrund dieser Untaten abwertend “Abschaum”. Deutsche Parlamentarier verurteilten den Genozid an den Armeniern.

Parallelen zwischen dem Armenier-Genozid und Hitlers Judenverfolgung

Ein deutscher Militärarzt namens Armin Wegner setzte in der Türkei sein Leben aufs Spiel, um die erschütternden Fotos während und nach dem Genozid an den Armeniern zu schießen. Im April 1933 kritisierte Wegner Hitler per Brief und fragte, wo dieser Weg der Judenverfolgung zwangsläufig münden müsse. Er schrieb: “…die Schmach und das Unglück aber, die Deutschland dadurch zuteil wurden, werden für lange Zeit nicht vergessen sein…wenn einmal die Städte zertrümmert liegen, die Geschlechter verbluteten…Mit Scham und Verachtung werden sie von den Geschlechtern künden, die nicht nur das Glück des Landes leichtfertig auf das Spiel setzten, sondern auch sein Andenken für immer geschändet haben!” Wegner wurde von der Gestapo festgenommen und im Columbiahaus in Berlin-Tempelhof gefoltert. Als er Ende 1933 entlassen wurde, verließ er Deutschland. Wegner erhielt danach mehrere Auszeichnung, unter anderem wurde er unter die “Gerechten unter den Völkern” gereiht. Ein Teil Wegners Asche wird heute im Nationalen Museum und Institut des Armenischen Genozids in Eriwan aufbewahrt.

“Wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier ?“

Das fragte Adolf Hitler in seiner zweiten Rede vor den Oberkommandierenden auf dem Obersalzberg am 22. August 1939.

Aus Adolf Hitlers zweiter Rede vor den Oberkommandierenden auf dem Obersalzberg am 22. August 1939:: "Wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier ?“

Armenier sammelten Beweismaterial

In diesem Institut des Armenischen Genozids wurde auch das Foto entdeckt. Gefunden wurden sämtliche andere Fotos, auf welchen Türken neben den Schädeln der ermordeten Armeniern für die Kamera posieren. Alle gefunden Fotos wurden in der Region Erzincans aufgenommen. Viele der damaligen Bewohner Erzincans wurden während ihrer Deportation auf dem Weg nach Erzurum ermordet. Der russische General Nikolai Yudenisch eroberte im Juni 1916 Erzincan von der türkischen dritten Armee. So bekamen Armenier, die an der Seite Russlands kämpften die Gelegenheit, Beweismaterial wie Fotos und Dokumente einzusammeln, die den Genozid an den Armeniern im Vorjahr dokumentieren sollten. Russische Zeitungen druckten einige dieser Fotos ab, ehe die russische Armee wieder zurückgedrängt wurde.

Fotos türkischer Konzentrationslager

Wegner fotografierte am letzten Teil der Deportationsroute, der heute im nördlichen Syrien liegt. Dort starben Zehntausende Armenier an Cholera und Diarrhoe, während sie in türkische Konzentrationslager gesperrt wurden. Das Museum in Eriwan enthüllte weitere Fotos, die in Rakka und Ras al-Ayn aufgenommen wurden. Mit aller Wahrscheinlichkeit von armenischen Überlebenden. Eines der Fotos wurde auf armenisch mit dem Text “eine Karawane armenischer Flüchtlinge in Ras al-Ayn” beschriftet. Darauf sind armenische Flüchtlinge in Zelten abgebildet. Das Foto scheint von einem Balkon aufgenommen worden zu sein, über welchen es möglich war das Lager zu überblicken.

Überlebende der Deportation wurden hingerichtet

Ein anderes Bild wurde auf deutsch beschriftet: “Armenisches Lager in Rakka”. Es wurde möglicherweise von einem Kameraden Wagners fotografiert. Auf diesem Foto sind einige Männer und Frauen zwischen düster wirkenden Zelten zu sehen. Armenier, die 1915 den Todesmarsch nach Ras al-Ayn und Rakka überlebten, wurden im Folgejahr erschossen, als der Genozid an den Armenier bereits in vollem Gange war.

Deutsche Zeugen des Armenier-Genozids spielten eine Rolle in Nazi-Deutschland

Einige Deutsche Botschafter sprachen sich deutlich gegen die Türkei aus. Der armenisch-amerikanische Historiker Peter Balakian beschrieb, wie eine in Berlin verfasste Protestschrift anprangerte, dass bereits die Deportation aller Armenier in sämtlichen Gebieten der osmanischen Türkei angeordnet wurde. Die Deutsche Bank, die den Bau der Baghdad-Berlin Eisenbahn finanzierte, konnte mitansehen, wie die Waggons mit armenischen Männern beladen wurden, um sie an die Orte zu transportieren, an denen sie ermordet werden sollten. Peter Balakian und andere Historiker fanden heraus, dass einige der deutschen Zeitzeugen des Armenier Genozids eine entscheidende Rolle im Nazi-Regime einnehmen sollten.

Karriere unter Hitler

Konstantin Freiherr von Neurath war einer dieser Männer. Er war unmittelbar im Umfeld der Türkischen vierten Armee stationiert um die “Operationen” gegen die Armenier zu beobachten. Unter Hitler war er Reichsaußenminister. Als die Nazis Tschechoslowakien besetzten, wurde er zum Reichsprotektor in Böhmen und Mähren ernannt. Seine Aufgabe war es, die tschechische Kultur zu unterdrücken und die Nürnberger Rasengesetze durchzusetzen.

Friedrich Werner von der Schulenburg war zwischen 1915 und 1916 Konsul in Erzurum, Hitler machte ihn zum Botschafter in Moskau. Erst als der Krieg für Deutschland verloren schien, versuchte er mit Stalin einen Friedensvertrag auszuhandeln und wurde daraufhin wegen Hochverrats hingerichtet.

Rudolf Höß, der sich mit 15 freiwillig zum Militärdienst meldete, war 1916 in der Türkei stationiert. 1940–1943 war er der Kommandant des Vernichtungslager Auschwitz. Unter seiner Leitung wurden erstmals Gaskammern eingesetzt, um die Massentötung der Juden effizienter gestalten zu können. Ab Mai 1944 war Höß im KZ Birkenau, um für die Vernichtung ungarischer Juden zu sorgen.

Wer die Männer auf dem Foto (Anm., das Artikelfoto) waren konnte bish heute nicht festgestellt werden.

Quelle

 

Tags: Armenier Genozid, Armin T. Wegner, Hitler, Holocaust, Konstantin Freiherr von Neurath, osmanen, Peter Balakian, Rudolf Höß, Türken


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