Ankara: türkische Behörden verbieten den Bau einer Kirche


Religion armenier

Veröffentlicht am Mai 8th, 2013 | von Humanist News

 

8.5.2013, Wien. (HN) Eine Anfrage von Christen in der Türkei, eine Kirche in Ankara bauen zu dürfen, wurde von türkischen Behörden abgelehnt. Stattdessen soll am selben Ort nun eine Moschee gebaut werden.

Erdogan bekommt eine Moschee in Athen

Im Januar diesen Jahres bot der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan an, den Bau einer Moschee in Athen (Griechenland) zu finanzieren. Er begründete dies damit, weil “es wichtig ist, dass muslimische Touristen in Griechenland einen Ort für ihren Gottesdienst erhalten”. Er knüpfte dies laut der türkischen Zeitung Sabah allerdings an die Bedingung, “wenn Griechenland uns die nötigen Zugriffe gewährt”. Zwar wurde dies abgelehnt, aber die griechische Regierung plant nun selbst eine Moschee zu bauen. Geschätzte Kosten für den Steuerzahler: 1,1 Millionen Dollar. Athen ist die einzige europäische Hauptstadt, in der es noch keine Moschee gibt.

Anhaltende Diskriminierung von Christen in der Türkei

Die griechische Onlinezeitung Greek Nation berichtete, dass eine christliche Gemeinde in Ankara einen Antrag stellte, eine Kirche bauen zu dürfen. Dieser Antrag wurde von den Behörden jedoch abgelehnt.

Obwohl in der Türkei offiziell Religionsfreiheit herrscht, werden Christen in der Türkei systematisch diskriminiert. Es ist verboten Pfarrer und christliche Religionslehrer auszubilden. Christen können nicht Theologie studieren, es sei denn, sie studieren in islamisch-theologischen Fakultäten.  Die Verteilung von Bibeln etwa ist ebenfalls verboten. Öffentlich gefeierte christliche Feste werden nicht genehmigt. Der Versuch bestehende Kirchen zu renovieren ist oftmals mit behördlichen Schikanen verbunden.

Enteignung von Kirchen ist Normalität

Im Juli 2012 übte die Türkeiexpertin und Europaabgeordnete Dr. Renate Sommer (CDU) scharfe Kritik an der Türkei. Grund war die Enteignung des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel, welches bereits im 4. Jahrhundert gegründet wurde. Das Kloster musste einen Großteil seiner Ländereien an den türkischen Staat abtreten.

Auch die Partei die Linke protestierte gegen die Enteignung: “Das Urteil des Obersten Gerichtshofs der Türkei, große Wald- und Flurstücke der zum Kloster Mor Gabriel gehörenden Ländereien zu enteignen und dem türkischen Staat zuzusprechen, ist nicht hinnehmbar”, protestierte etwa Luc Jochimsen, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion die LINKE.

Chronologie der Ermordung und Vertreibung von Christen in der Türkei

• 1843: der kurdische Stammesführer Bedirxan Beg lässt 10.000 Christen in Sandschak Hakkâri ermorden, Frauen und Kinder wurden versklavt

• 1894-1896: Pogrome an 50.000 bis 80.000 armenischen Christen in Diyarbakir

• 1909: bei Pogromen in Adana und der Provinz Kilikien wurden 30.000 armenische Christen ermordet. In den folgenden Jahren starben weitere 20.000 an Seuchen, die von den Pogromen begünstigt wurden.

• 1913, zweiter Balkankrieg: orthodoxe und katholische Bulgaren wurden aus Anatolien vertrieben. Die Anzahl der Vertriebenen wurde auf  60.000 und 400.000 geschätzt.

• 1915-1917 Deportationen und Genozide an den Armeniern: Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Millionen Ermordeten aus.

• 1922-1923:  1.250.000 griechisch-orthodoxe Christen werden nach der Niederlage Griechenlands während des griechisch-türkischen Krieg vertrieben. Während eines von beiden Seiten erzwungenen Bevölkerungsaustausches wurden eine halbe Millionen Muslime aus Griechenland vertrieben. Zehntausende Griechen wurden nach der Eroberung griechischer Gebiete ermordet.

• 1955, Pogrom von Istanbul: nach Ausschreitungen gegen Christen verlassen Zehntausende die Türkei.

 

Tags: Christenvertreibung in der Türkei, Erdogan, Genozid an den Armeniern, Islam und Religionsfreiheit, keine Kirche in Ankara, Moschee in Athen, Moscheebau in Ankara, , Religionsfreiheit in der Türkei


Über den Autor

Humanist News

Nutzen Sie das Kontaktformular am unteren Ende dieser Seite für Anfragen an die Redaktion.



Back to Top ↑

Switch to our mobile site