Atheismus Info, Volker Dittmar

Afghanistan: islamische Hardliner blockieren Gesetze für mehr Frauenrechte


Religion burqa_620x350

Veröffentlicht am Mai 19th, 2013 | von Humanist News

 

19.5.2013, Wien, Kabul. (HN) Islamische Hardliner haben gestern in Afghanistan Gesetzesanträge abgelehnt, die den afghanischen Frauen mehr Rechte verleihen sollten. Die Begründung: ein Teil der geforderten Maßnahmen würde der Scharia widersprechen.

Abgelehnt weil “unislamisch”

Khalil Ahmad Shaheedzada, ein konservativer Abgeordnete des afghanischen Parlaments aus der Provinz Herat sagte, dass einige Anträge, die Frauenrechte stärken sollten abgelehnt wurden. Religiöse Parteien hätten heftig protestiert und diese Anträge als “unislamisch” bemängelt. “Was auch immer der Scharia widerspricht, darüber müssen wir nicht einmal reden”, erklärte Shaheedzada.

Frauenrechte auf wackeligen Beinen

Fawzia Koofi

Fawzia Koofi

Formell existiert in Afghanistan seit 2009 ein Dekret des Präsidenten, welches Gewalt an Frauen verbietet. Nun will die Frauenrechtlerin und afghanische Parlamentarierin Fawzia Koofi das Gesetz offiziell vom Parlament verabschiedet wissen. Damit will sie verhindern, dass zukünftige Präsidenten die Möglichkeit erhalten, das Dekret nach Druck islamistischer Parteien wieder rückgängig zu machen.

Das Gesetz

Das Gesetz soll sich im besonderen gegen Kinderehen und allgemein gegen die Zwangsehe richten. Es macht häusliche Gewalt zur Straftat und sieht eine Gefängnisstrafe bis drei Jahre vor. Weiter soll es nicht mehr möglich machen, dass Opfer einer Vergewaltigung selbst wegen “Unzucht” (Anm., Sex außerhalb der Ehe) bestraft werden können.

Kaum Frauen gehen zur Wahl

Koofi will nächstes Jahr als Präsidentschaftskandidatin antreten. Sie ist eine von 60 Parlamentarierinnen in Afghanistan. Das ist bemerkenswert, da Frauen in ländlichen Gebieten Afghanistans kaum wählen (dürfen). Meist tun es ihre Männer für sie, mit gefälschten Stimmzetteln, die meist auf Pakistan stammen. Frauen werden entweder von den Taliban und anderen islamistischen Extremisten davon abgehalten, oder aber ihre Männer erlauben es ihnen von sich aus nicht.

Gewalt gegen Frauen wird kaum geahndet

Ein Bericht der Vereinten Nationen (UN) aus 2011 zeigte deutlich, dass lediglich ein kleiner Bruchteil aller Gewaltakte gegen Frauen von der afghanischen Regierung geahndet wurden. So gab es zwischen März 2010 und März 2011, das Jahr nach dem das Dekret des Präsidenten gegen Frauengewalt in Kraft trat, lediglich 155 Fälle, in welchen die afghanische Staatsanwaltschaft aktiv wurde. Das sind etwa 7% aller offiziell bekannter Gewalttaten gegenüber Frauen in Afghanistan.

Gegen die Bestrafung von Vergewaltigung

Während der Debatte im afghanischen Parlament sagte der islamisch-konservative Politiker Nasirullah Sadiqizada Neli, dass er das Gesetz aus folgenden Gründen ablehne. Das Gesetz würde Frauen ermutigen sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe einzugehen, die sich dann anschließend auf das Gesetz berufend argumentierend könnten, dass sie vergewaltigt wurden – sofern man sie dabei entdeckt. Das würde zu “sozialen Unruhen” führen, so Neli.

Koran als Gesetzbuch

Mandavi Abdul Rahmani, ein Abgeordneter der Provinz Barlkh argumentierte: “Außerehelicher Sex ist im Islam verboten, egal ob erzwungen oder nicht”, sagte er. Weiter führte er an, dass der Koran deutlich zeige, dass der Ehemann das Recht habe, seine Frau zu züchtigen, sofern keine bleibenden (Anm., sichtbaren) Schäden hinterlassen würden. “Aber in diesem Gesetz”, sagte Rahmani, “soll der Mann drei Monate bis drei Jahre eingesperrt werden, wenn er das macht”.

“Gesetz begünstigt Unfolgsamkeit”

Shaheedzada sagte noch, dass das Gesetz die Frauen dazu verführen könnte ihren Männern nicht mehr zu gehorchen. Es würde “westliche Werte” verkörpern, die mit afghanischen Werten nicht kompatibel seien. “Schon jetzt laufen Frauen von ihren Männern weg, Mädchen laufen von zu Hause weg”, erklärte Shaheedzada und behauptet, dass die Ursache dafür solche Gesetze seien, welche den Frauen diese Ideen in den Kopf setzen würden.

USA erzwang Frauenrechte

Das Land, welches lange Zeit nur unter der islamistischen Herrschaft der Taliban nach den Regeln der Scharia lebte, wurde erst nach der Invasion der USA etwas liberaler. Am sichtbarsten wurde die Veränderung an den Frauen, die heute mehr Rechte haben, als es in der Geschichte des Landes je der Fall war. Vor Jahren war es undenkbar, dass so ein Gesetz überhaupt vorgeschlagen werden konnte. Frauen durften ohne ihre Männer das Haus nicht verlassen und es war ihnen nicht gestattet, dass die arbeiten, oder zur Schule gehen können.

Doch jetzt will die Frauenrechtlerin Fawzia Koofi 2014 die erste afghanische Präsidentin werden. Sie will dafür kämpfen, dass das Gesetz, welches Gewalt an Frauen und jede Form von Unterdrückung bekämpft das Parlament passiert und auch im Alltag angewendet wird.

Siehe auch: Studienergebnis unter Muslimen: für die Scharia und für unterwürfige Frauen

 

Tags: Frauenrechte in Afghanistan, Gefälschte Stimmzettel in Afghanistan, , , , Wahlen in Afghanistan


Über den Autor

Humanist News

Nutzen Sie das Kontaktformular am unteren Ende dieser Seite für Anfragen an die Redaktion.



Back to Top ↑

Switch to our mobile site