Facebook lässt Morddrohungen gegen Islamexperten Hamed Abdel-Samad zu


Religion hamed-dead

Veröffentlicht am Juni 10th, 2013 | von Humanist News

 

10.6.2013, Wien/Kairo. (HN) Auf der Facebookseite Masrawy mit mehr als einer Million “Likes” wurde ein Foto von Hamed Abdel-Samad veröffentlicht, auf welchem der Text “Wanted Dead” zu lesen war. Die Begründung: er habe den Propheten und den Islam beleidigt. Trotz zahlreicher empörter Facebook-Benutzer weigerte sich Facebook jedoch die Drohungen und die Facebookseite vom Netz zu nehmen.

Hetzkampagnen im ägyptischen Fernsehen

Die von ägyptischen Salafisten betriebenen Sender Al-Nas und Al-Hafez betreiben seit mehreren Tagen eine regelrechte Hetzkampagne gegen Hamed Abdel-Samad. Abdel-Samad ist seit 2011 Mitglied im Beirat der Giordano Bruno Stiftung, er gilt heute als profiliertester Islamexperte im deutschsprachigen Raum, hält sich derzeit in Ägypten auf. Nachdem er letzten Dienstag in Kairo einen Vortrag über religiösen Faschismus hielt, begannen auch die Mordaufrufe mit der Begründung, er habe den Islam und seinen Propheten beleidigt.

Mordaufrufe im Umfeld des ägyptischen Präsidenten

Einer der Führer der radikal-islamistischen Bewegung “Dschamaa Islamiya” Scheich Assem Abdel-Maged, rief im ägyptischen Fernsehen offen zum Mord Abdel-Samads auf. Diese Mordaufrufe wurden dann über andere Sender und die sozialen Netzwerken von Anhängern der Salafisten weiterverbreitet. Der Sender zeigte einige Ausschnitte des Vortrags von Abdel-Samad. Am Freitag rief Assem Abdel-Maged dann dazu auf, Abdel-Samad zu ermorden.

Proteste der Giordano Bruno Stiftung

Michael Schmidt-Salomon, der Sprecher der Giordano Bruno Stiftung äußerte auf der offiziellen Seite der gbs sein Unverständnis darüber, wie es sein könne, dass ein nackter Busen zur sofortigen Sperre eines Benutzers führen könne, aber ein offener Mordaufruf noch nach einer Woche online bleiben könne, obwohl es zahlreiche Beschwerden von Benutzer gegeben habe.

Einen solchen Fall erlebte Humanist News vor Kurzem selbst. Als , einer der Redakteure von HN einen Link zum “oben ohne Protest” der Femen-Aktivisten auf Facebook postete, auf dessen Vorschaubild ein nackter Busen zu sehen war, folgte sofort eine Sperre von 30 Tagen ohne die Möglichkeit etwas dagegen tun zu können. Facebook begründete dies mit einem Verstoß gegen die Facebook-Richtlinien.

Michael Schmidt-Salomon forderte die Deutsche Bundeskanzlerin Merkel dazu auf den Mordaufrufen entgegenzutreten, die im direkten Einflussbereichs Mursis (Anm., der ägyptische Präsident) verbreitet wurden. Scheich Assem Abdel-Maged, der die Kampagne zum Mordaufruf startete, hatte Mursi im Mai mit einer Kampagne unterstützt, dass dieser um jeden Preis im Amt bleiben solle.

Massendemo am 30. Juni gegen Mursi

Abdel-Samad erklärte im Spiegel-Interview, dass Scheich Assem Abdel-Maged die Kampagne gegen ihn auch dazu nutzen würde, die für den 30. Juni in Kairo angekündigte Massenproteste in Kairo zu schwächen. So sollen die Gegner Mursis als Feinde des Islams diskreditiert werden.

Foto mit der Morddrohung und gesamte Seite gelöscht

Ein direkter Link zum Foto findet sich . Jedes Foto kann einzeln gemeldet werden. Die komplette kann hier gemeldet werden.

Nachtrag: mittlerweile gab Facebook dem Online-Protest vieler seiner Benutzer nach und hat sowohl das Foto, als auch die gesamte Seite der Salafisten entfernt.

Links:
Interview im SPIEGEL mit Hamed Abdel-Samad über die Mordaufrufe
Stellungnahme der Giordano Bruno Stiftung

 

Tags: Ägypten, gbs, Gordano Bruno Stiftung, Hamed Abdel-Samad, , Masrawy, , , Mordaufrufe, Morddrohungen gegen Hamed Abdel-Samad, Salafisten


Über den Autor

Humanist News

Nutzen Sie das Kontaktformular am unteren Ende dieser Seite für Anfragen an die Redaktion.



Back to Top ↑

Switch to our mobile site