Imame besuchen Auschwitz um gemeinsam für die Opfer des Holocaust zu beten
Veröffentlicht am Mai 25th, 2013 | von Humanist News
25.5.2013, Wien/Polen. (HN) Am Mittwoch besuchten Imame aus der ganzen Welt das ehemalige Vernichtungslager der Nazis Auschwitz im Süden Polens, um vor der Schwarzen Wand gemeinsam für die Opfer des Holocausts zu beten. Darunter waren Imame aus Bosnien, Indien, Indonesien, Jordanien, Palästina, Saudi Arabien, der Türkei und den USA.
Die Schwarze Wand
In Auschwitz wurde die Schwarze Wand dazu genutzt, um besonders Menschen hinzurichten, die sich ‘schuldig’ gemacht hatten, sich dem Widerstand gegen das Nazi-Regime angeschlossen zu haben. Aber auch Juden, “Zigeuner”, Kinder und Frauen.
Die Wand bestand aus schwarzen Platten, die aneinander gereiht waren. Die Menschen die dort hingerichtet worden waren, mussten sich vor die Wand stellen und wurden per Genickschuss ermordet. In Summe waren es 20.000 Menschen, die auf diese Art sterben mussten.
Sprachlosigkeit beim Anblick
“Was soll man da noch sagen? Du bist sprachlos. Was man hier sieht ist jenseits des vorstellbaren”, sagte etwa Mohamed Magid, der Präsident der Islamic Society of North America (ISNA) der Nachrichtenagentur AFP, nach dem Gebet vor der Schwarzen Wand und der Besichtigung der Gaskammern.
Allerdings wird die ISNA dafür kritisiert, dass Teile der Organisation dem saudischen Wahhabismus nahe stehen, eine radikale Strömung innerhalb des Islams, der in Saudi Arabien dominiert. In Saudi Arabien ist es Juden verboten das Land zu betreten.
Appell den Rassismus zu beenden
“Sowohl heute in Europa oder in der muslimischen Welt, mein Appell an die Menschlichkeit: Um Gottes Willen, beendet den Rassismus, um Gottes Willen, beendet Anti-Semitismus, um Gottes Willen, beendet Islamophobie, um Gottes Willen, beendet Sexismus… genug ist genug”, mahnte Magid.
Menschen mussten grundlos sterben
Der Imam Barakat Hasan erklärte: “Als ich sah was den Menschen hier passierte, musste ich meine Tränen zurück halten, weil es sehr schwer ist. So viele Menschen mussten ohne Grund sterben”. Barakat Hasan stammt aus Ramallah (Palästina).
“Ich bin aus Palästina und mein Volk leidet nun seit 65 Jahren. Natürlich fühle ich mit anderen, die auch leiden müssen”, ergänzte Hasan.
Den Holocaust in Erinnerung bringen
Der Besuch fand auf Initiative der “United States Commission on International Religious Freedom” statt. Dadurch sollten die Gräueltaten des Holocaust ins Bewusstsein gerufen, und Sensibilität geschaffen werden, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern.
Eine Million Juden starben in Auschwitz
Von den durch die Nazis ermordeten sechs Millionen Juden, starb eine Million in den Gaskammern Auschwitz. Gemeinsam mit anderen Insassen, wie polnische Zivilisten, Roma und russische Kriegsgefangene.
Treffen mit Holocaust-Überlebenden
Einige der Imame trafen sich im Anschluss mit jüdischen Holocaust-Überlebenden, die über ihre Erlebnisse während des zweiten Weltkriegs, ihrer Verfolgung und Internierung im KZ Auschwitz erzählten. Polen beherbergte damals eine der größten jüdischen Communities weltweit. Von diesen 3,3 Millionen Juden wurden 90% während der Besatzung Polens durch die Nazis ermordet oder vertrieben.
Jüdisches Museum besucht
Am Vortag besuchte die Gruppe das “Museum der Geschichte der polnischen Juden” in Warschau. Das Museum wurde am 19. April anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns des Warschauer Ghettoaufstandes eröffnet. Die Juden wurden damals von den Nazis in Ghettos getrieben, von wo aus sie begannen sich zu organisieren und gegen die Nazis zu kämpfen. Nach den Kämpfen wurden sie deportiert und die meisten von ihnen ermordet.